Von Naturkatastrophen lernen

Im Juni haben die Concord Investment Solutions GmbH und Universal-Investment gemeinsam einen neuen Fonds aufgelegt. Der „Concord low eVaR Global“ setzt für das Asset Management dabei die Extremwerttheorie aus der Naturkatastrophenforschung ein. Damit sollen vor allem extreme Verluste vermieden werden. Von Andrea Wörle

Wenn der nächste Börsencrash kommt, muss das nicht alle Anleger zum Verzweifeln bringen. Es gibt nämlich eine Methode, mit der sich extreme Risiken umgehen lassen. Die magischen Buchstaben dazu heißen: eVaR — extreme Value at Risk (Englisch ausgesprochen).

Im Vergleich zum klassischen Value-at-Risk Ansatz, der nur die normalen Schwankungen innerhalb der Normalverteilung berücksichtigt, ist der eVaR ein Fortschritt. Der eVaR-Ansatz entstammt den Methoden der Naturkatastrophenforscher, die sich eben nicht für gewöhnliche Ereignisse interessieren, sondern die möglichen Folgen von Sturmfluten oder Erdbeben abschätzen können müssen.

Der Concord low eVaaR Fonds (ISIN: Retail: DE000A12GC48, Institutionell: DE000A12GC55) versucht demnach das Worst Case Szenario zu vermeiden. Genauso wie Naturkatastrophen nur sehr selten eintreffen, dann aber gewaltige Schäden hervorrufen, so kann auch ein Erdbeben auf den Finanzmärkten — wie ein unvorhersehbarer Börsencrash — einen Krater in das Portfolio der Anleger reißen.

Der Fondsinitiator und Geschäftsführer von Concord Investment Solutions Rainer Ottemann macht damit zum ersten Mal einen flexiblen Mischfonds verfügbar, der einen auf der Extremwertstatistik basierenden Investmentansatz verfolgt. „Vor allem extreme Verlustperioden sind es, die die langfristige Performance eines Portfolios zerstören“, sagt Ottemann.

Concord Investment Solutions greift dabei auf ein Verfahren zurück, dass die RC Banken Gruppe entwickelt hat und das seit Jahren erfolgreich in der Risikosteuerung von Portfolios eingesetzt wird. So nutzen große Finanzhäuser das Konzept, um etwa in ihrem milliardenschweren Cash Management Extremrisiken zu beobachten.

Anleihen sind momentan zu riskant

Der Mischfonds Concord low eVaR Global besteht momentan zu circa 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Cash. Theoretisch sind auch Anleihen vorgesehen, nur schneiden zurzeit selbst Anleihen aus dem Investment Grade Bereich bei dem eVaR-Test zu schlecht ab. Für den Aktienanteil werden aus dem globalen Aktienuniversum etwa 5.000 hochliquide Aktien beobachtet. Diese werden auf ihre Anfälligkeit für Extremrisiken untersucht, die 50 Aktien mit dem niedrigsten eVaR-Wert werden dann gleichgewichtet ins Portfolio genommen. In anderen Worten erklärt: „Der eVaR-Wert sagt aus, dass die betreffende Aktie mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten zehn Börsentage nicht mehr als den berechneten Wert verlieren wird“, sagt Ottemann.

Die eVaR-Werte der Aktien und Anleihen werden von Ottemann und seinem Team daher wöchentlich unter die Lupe genommen. Alle drei Monate erfolgt dann ein Rebalancing. Im Schnitt dürfen die Aktien keinen schlechteren eVaR-Wert als 4 Prozent haben, sonst werden sie aussortiert. In Zeiten steigender eVaR-Werte sinkt also die Aktienquote im Concord low eVaR Global, bei sinkenden eVaR-Werten steigt sie.

Das primäre Ziel des Fonds ist keine Outperformance gegenüber anderen vergleichbaren Fonds in positiven Börsenphasen, sondern, dass er in turbulenten Zeiten nicht so starke Verluste einfährt beziehungsweise im besten Falle gar keine. „Anleger sollen sich darauf verlassen können, auch in stürmischen Zeiten auf dem Kapitalmarkt keine extremen Verluste zu haben“, so Ottemann.

Momentan hat der knapp zwei Monate alte Fonds ein Volumen von drei Millionen Euro. Bis Ende des Jahres möchte Ottemann zweistellig werden und ist auch zuversichtlich, dass ihm das gelingt: „Dem Volumen nach oben sind theoretisch keine Grenzen gesetzt, weil wir nur in hochliquide Papiere investieren.“

Darüber hinaus hat sich das Konzept des low eVaR in der Praxis bei namhaften Asset Managern seit einigen Jahren bewährt, dazu meint Ottemann: „Wenn man die Entwicklung unseres Fonds in die Vergangenheit zurück simuliert, hätten wir auch während der Finanzkrise 2008 keine bedeutenden Verluste erlebt.“