Shane Hurst, Portfoliomanager bei ClearBridge Investments, einem spezialisierten Investmentmanager und Teil von Franklin Templeton, sieht in der Inflation keine Bedrohung für Infrastruktur-Titel. Im Gegenteil: Gut gemanagt, können diese sogar Chancen bieten.
Shane Hurst hat verschiedene Infrastruktur-Investments weltweit analysiert. Mit dabei: Energieversorger aus Europa und den USA, Pipelines in den USA, erneuerbare Energie und Mautstraßen. Nach der Analyse kommt Hurst zu dem Schluss, dass die Inflation für diese Infrastruktur-Investments keine Bedrohung ist.
„Nach Beginn der Covid-19-Pandemie im vergangenen Jahr haben die Zentralbanken und Regierungen ihre Volkswirtschaften aggressiv stimuliert. Das wahrscheinliche Ergebnis ist eine steigende Inflation und eine Beschleunigung des globalen Wachstums“, erklärt Hurst. Aber: „Steigende Inflationsraten müssen die Rendite von Infrastruktur-Projekten nicht negativ beeinflussen“, betont Hurst. „Es scheint wenig bis gar keine Korrelation zwischen verschiedenen Infrastruktur-Anlagen und der Inflation in den vergangenen dreißig Jahren zu geben“, so Hurst.
Die Gründe sieht der Portfoliomanager im Regulierungsgrad der Anlageklasse – und darin, dass bestimmte Arten von Infrastruktur Rendite abhängig vom Nutzungsgrad der jeweiligen Infrastruktur abwerfen. „Eine der wichtigsten Eigenschaften von regulierten Anlagen ist, dass die von den Regulierungsbehörden erlaubten Renditen davon abhängen, wie sich die Zinssätze und Kapitalkosten in der Zukunft entwickeln. Wenn die Zinssätze steigen, müssen die Regulierungsbehörden die zulässigen Renditen erhöhen, um die künftige Finanzierung von Kapitalinvestitionen zu erleichtern“, sagt Hurst. Zwar würden solche Erhöhungen nicht sofort erfolgen, allerdings verweist Hurst auf etablierte Prozesse, um Renditen gegebenenfalls anzupassen.
Bei Infrastruktur wie etwa Mautstraßen, die von ihren Nutzern finanziert werden, sieht Hurst ebenfalls keine negativen Einflüsse aufgrund der Inflation. „Diese Art Infrastruktur hat typischerweise eine größere Abhängigkeit vom BIP-Wachstum. Die Cashflows steigen, wenn es einen zyklischen Aufschwung bei Wachstum und Zinsen gibt, wobei steigende Bewertungen die Auswirkungen der steigenden Kapitalkosten mehr als ausgleichen“, erklärt Hurst.
„Für die Infrastruktur muss also ein Inflationsszenario im Gegensatz zur landläufigen Meinung nicht gefürchtet, sondern vielmehr verstanden und gesteuert werden“, so Hurst. „Die Auswirkungen steigender Renditen hängen davon ab, ob sie eine Reaktion auf den Zyklus sind oder eine grundlegendere strukturelle Veränderung darstellen. Daher kommt es darauf an, ein Portfolio aus Infrastruktur-Titeln angemessen zu managen. Dann können Investoren in Zeiten steigender Inflation sogar profitieren“, sagt Hurst.