Euroswitch: Kaum ALternativen

Neben US-Dollar, US-Staatsanleihen und Gold als sichere Häfen für einen gewissen Prozentanteil des liquiden Vermögens gibt es kaum Alternativen zu Aktien, sagt Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch.

Generell war der April für Kapitalmarktteilnehmer in vielerlei Hinsicht ein schwarzer Monat. Böckelmann gibt jedoch zu bedenken: „Der starke Kursanstieg der Krisenwährung US-Dollar gegenüber dem Euro von satten 5 Prozent führt zu einer Verzerrung der Wahrnehmung. So verlor der Weltaktienmarkt MSCI Welt in seiner Währung USD heftige -8,31 Prozent, in EUR jedoch „nur“ -3,29 Prozent. Wie schlimm der Monat war, hängt also vor allem davon ab, durch welche Währungsbrille man die Börsenwelt betrachtet.“ Während US-Investoren einen der schwersten Einbrüche bei Aktien seit der globalen Finanzkrise 2008 erlebten, zeichnete der Monat für europäische Investoren nur eine Fortführung des seit Jahresbeginn vorherrschenden Abwärtstrends.

Für den Aktienanleger sei entscheidend, nicht zu stark in den großen Indexwerten investiert zu sein, die durch einen potenziellen Abverkauf oft pro-zyklisch agierender ETF-Anleger weiter unter Druck kommen könnten. „Für die Anleger ist es wichtiger denn je Ruhe zu bewahren. Auch wenn jetzt scheinbar die großen Aktienindizes abrutschen, gibt es immer noch genügend Opportunitäten jenseits dieser Indizes“, so Böckelmann. In vielen Sektoren habe die Kurskorrektur bereits im Sommer letzten Jahres eingesetzt. Viele bekannte Unternehmen haben teilweise 75-85 Prozent von ihren Höchstständen verloren, was die ursprünglich hohe Bewertung extrem korrigiert habe.

Die Ausgangslage für die Kapitalmärkte ist angesichts der Themen Inflation, Zinsanstiege, Lieferkettenengpässe, Chinas Null-Covid Strategie und der russischen Invasion mit allen ökonomischen Wechselwirkungen nicht erst seit kurzem herausfordernd. „Dennoch scheint sich erst jetzt das Wissen um die negativen Szenarien in den Kursentwicklungen auf aggregierter Indexebene heftig niederzuschlagen. Der zunächst die Szenarien begleitende Optimismus hat sich offenbar verflüchtigt“, so Böckelmann.

Über die Auslöser könne diskutiert werden. „Zum einen wird immer mehr Anlegern bewusst, dass Russland und die Ukraine trotz nur 2 Prozent-Anteil an der Weltwirtschaftsleistung in vielen Vorprodukten wie Öl, Gas oder Getreide 10 Prozent der Grundversorgung der Welt stellen und damit eine Abschwächung der Versorgung wie ein Multiplikator wirkt. Dies zu einer Zeit, in der Chinas Null-Covid Politik ohnehin die Lieferketten maximal stört und für Verzögerungen und Ausfälle sorgt. Gleichzeitig beginnen die international bedeutenden Notenbanken wie die amerikanische FED und die europäische EZB tatsächlich damit, die seit Jahrzehnten zur Problembekämpfung bestehende Geldflutung angesichts des hartnäckigen Inflationsdrucks umzukehren und damit für weitere Belastungen zu sorgen“, sagt Böckelmann.

Kurzfristig bleibe Russland entscheidend: „Hier scheinen aktuell die Wahrscheinlichkeiten zwischen weiterer Eskalation und De-Eskalation ausgeglichen – positive Impulse dürften aber schnell nicht zu erwarten sein“, so Böckelmann.