„Die von der chinesischen Regierung verkündete Politik der „Double Reduction“ belastet den chinesischen Aktienmarkt und hat die Kurse sowohl an den Onshore- als auch an den Offshore-Märkten unter Druck gebracht“, sagt Stephen Li Jen, CEO Eurizon SLJ Capital und Manager des Eurizon Fund – Bond Aggregate RMB in einer Markteinschätzung.
Auslöser war, dass es privaten Unternehmen aus dem Bildungssektor nicht mehr erlaubt ist, Gewinne zu erzielen. Der gesamte Sektor wurde als nicht gewinnorientiert eingestuft, Börsengänge für private Nachhilfeunternehmen sind streng verboten. Mit der Politik der „Double Reduction“ wird auf eine Verringerung der Hausaufgaben der Schüler und eine Reduzierung der organisierten privaten Nachhilfe als eine Erweiterung der Drei-Kinder-Politik abgezielt, die Familien ermutigt, mehr Kinder zu bekommen, um den sozialen Druck durch die derzeit niedrige Geburtenrate zu verringern.
„Für den chinesischen Markt ist die Politik immer das größte Risiko“, betont Li Jen. Zugleich biete das aber auch die größten Chancen, wenn man die Politik richtig verstehe. „Wir sind der Meinung, dass der aggressive Ausverkauf an der Börse aufhören wird, sobald die betreffenden Unternehmen neu bewertet wurden“, so der China-Kenner weiter. Die Neujustierung der Märkte betrachtet er als „eine hervorragende Gelegenheit, in andere von der Regierung unterstützte Zukunftsbranchen einzusteigen“. Namentlich sind das Bereiche, die von der Binnenkonjunktur profitieren oder mit dem Thema Dekarbonisierung befasst sind.
Ganz generell fördere die chinesische Regierung den Onshore-Aktienmarkt für ausländische Anleger und begrüße Engagements von Investoren an den chinesischen Kapitalmärkten. So ist nach Li Jens Einschätzung die Finanzstabilität des Landes eines der politischen Ziele der chinesischen Zentralbank PBoC, so dass die Regierung eingreifen dürfte, sobald der Ausverkauf an der Börse außer Kontrolle gerät. Zudem sei die PBoC an einer stabilen Währung interessiert und würde auch aus diesem Grund bei Bedarf intervenieren, um den Renminbi zu stabilisieren.
„Für unseren Flaggschifffonds, den Eurizon Fund – Bond Aggregate RMB, ist die aktuelle Entwicklung einmal mehr ein Beweis für unsere Strategie, in der sichersten Ecke des riesigen chinesischen Anleihenmarkts zu bleiben“, erklärt Li Jen. Einerseits entwickelten sich die Anleihenrenditen sehr positiv, andererseits profitiere der Renminbi-Fonds aus zwei Gründen von den jüngsten Ereignissen. Erstens, weil Anleihen gut liefen, wenn Aktien unter Druck gerieten, und zweitens, weil der Fonds überwiegend in Anleihen chinesischer Staatsunternehmen investiert sei. Die jüngsten Ereignisse konzentrierten sich wiederum vor allem auf private Unternehmen – „und obwohl die Regierung eine ausgewogenere Entwicklung zwischen staatlichen und privaten Unternehmen fördert, sind wir der Meinung, dass staatliche Unternehmen im Allgemeinen immer noch einige Vorteile haben“, erklärt der Fondsmanager abschließend.
Über Stephen Li Jen
Stephen Li Jen ist CEO und Co-CIO von Eurizon SLJ Capital Ltd, vormals SLJ Macro Partners LLP, und Manager des mehr als drei Milliarden Euro schweren Eurizon Fund – Bond Aggregate RMB. Vor seiner Zeit bei Eurizon war er vier Jahre als Ökonom beim IWF tätig und beschäftigte sich mit Volkswirtschaften in Osteuropa und Asien. Stephen Li Jen hat am Massachusetts Institute of Technology in Wirtschaftswissenschaften promoviert und an der University of California in Irvine (Summa Cum Laude) einen Bachelor-Abschluss in Elektrotechnik erworben.