Federated Hermes: Tapering voraus

Marktupdate – diesmal im Fokus: Stark von der Pandemie betroffene Dienstleistungssektoren erreichen wieder Vor-Krisenniveau, ein mögliches Tapering in den USA, das nach wie vor hohe Inflationsrisiko – und Chinas hartes Durchgreifen im Heimatmarkt. 

Geir Lode, Head of Global Equities:

„Nachdem sich die Aktienmärkte seit Beginn der Pandemie fast verdoppelt haben und die Hausse seit über einem Jahrzehnt anhält, fragen sich Anleger, wie weit die Aufschwungsphase noch gehen kann.

In den USA entsprach die Kerninflation mit 4,30 Prozent genau den Prognosen. Die Märkte werteten dies als Zeichen dafür, dass die Inflation abflacht. Ein Blick auf die Daten zeigt jedoch, dass die Inflation viel weitreichender ist als nur in den Sektoren der Kraftfahrzeuge und der Energie. Wir sind daher der Meinung: Das Inflationsrisiko geht nach oben – und die Fed wird Ende des Jahres mit dem Tapering beginnen.

Value schlägt Growth – und Klein besser als Groß

Auch aufgrund des regulatorischen Risikos glauben wir, dass Value-Titel besser abschneiden werden als Growth-Titel. Wir erwarten ein stärkeres Gewinnwachstum bei mittelgroßen und kleineren Unternehmen im Vergleich zu den Mega-Cap-Wachstumsunternehmen, die den Markt in den vergangenen zehn Jahren angetrieben haben.“


Silvia Dall’Angelo, Senior Economist:

„In den USA fiel die Verbraucherpreisindex-Inflation (VPI) im Juli etwas schwächer aus als erwartet, nachdem sie in den drei Vormonaten deutlich nach oben überrascht hatte. Die VPI-Gesamtinflation lag im Juli unverändert bei 5,4 Prozent, während die wichtige Kerninflationsrate von 4,5 Prozent im Vormonat auf 4,3 Prozent zurückging. Der Bericht zeigt: Positionen, die in den letzten Monaten für den größten Inflationsdruck gesorgt hatten, kühlten sich im Juli ab, während die Preise in anderen Kategorien im Allgemeinen ruhig blieben – was darauf hindeutet, dass sich die Auswirkungen bisher in Grenzen hielten. Insgesamt stimmt der jüngste VPI-Bericht mit der Aussage der Fed über eine vorübergehende Inflation überein. Doch es ist wahrscheinlich noch zu früh, um Inflationsängste zu entkräften.

Die Preise für diejenigen Dienstleistungen, die am stärksten von der Pandemie betroffen waren (wie Flugtickets, Hotels), haben inzwischen in etwa wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Dies deutet darauf hin, dass sich das Wachstum in diesen Kategorien normalisieren dürfte. Einige Frühindikatoren zeigen jedoch, dass die Mieten – diese machen etwa 30 Prozent des VPI-Warenkorbs aus – jüngst gestiegen sind. Auch die Löhne haben sich angehoben (die Lohninflation lag im Juli bei 4 Prozent). Grundsätzlich werden Covid-bedingte Verzerrungen – Angebotsengpässe und Wiedereröffnungsdynamik – die Daten in den kommenden Monaten weiterhin stark beeinflussen. Dies wird die Beurteilung der zugrundeliegenden Trends bei Verbraucherpreisen, Löhnen und Inflationserwartungen für einige Zeit erschweren.

Tapering in den Startlöchern…

Der US-Verbraucherpreisindex für Juli hat die Bedenken hinsichtlich einer verfrühten oder abrupten Rücknahme der geldpolitischen Unterstützung zumindest vorerst zerstreut. Die Fed ist auf dem besten Weg, im letzten Quartal des Jahres einen Plan für das Tapering bekannt zu geben – wahrscheinlich mit dem Ziel, das Tempo ihrer Käufe im Laufe des Jahres 2022 schrittweise zu reduzieren. Unterdessen: Richtiger Aufschwung wird wohl erst im Jahr 2023 einsetzen. Im Allgemeinen werden die monetären und fiskalischen Bedingungen in den Industrieländern in naher Zukunft akkommodierend bleiben, was eine starke Erholung in den nächsten Quartalen unterstützen sollte. Es bestehen jedoch weiterhin Abwärtsrisiken vor dem Hintergrund der Entwicklung des Covid-19-Virus, dem jüngsten Regulierungsschub in China und den politischen Entwicklungen in den kommenden Monaten, dazu zählen die Diskussion der Haushaltspläne in den USA und die Wahlen in Deutschland sowie Brasilien.