Die Erneuerbaren Energien tragen mittlerweile die Hauptlast der Versorgung Deutschlands mit Strom. Doch immer noch braucht es die Kohle- und Gasstromfossilien, um die Grundlast zu gewährleisten. Speicher wären eine Lösung, doch die werden auf oft absurde Weise durch Bürokratie verhindert. – Ein Kommentar von Markus W. Voigt, CEO der aream Group.
Die Netzinfrastruktur ist eines der beherrschenden Themen, wenn es um den Ausbau der Erneuerbaren Energien geht. Um den Strom vom windreichen Norden zu Verbrauchern im Süden zu transportieren, braucht es neue, starke Leitungen. Die ungleiche Verteilung der nutzbaren Kapazitäten lässt sich nicht ändern – aber der Stromfluss ließe sich besser steuern.
Dazu braucht es im Netz nicht nur Echtzeitleitungen, die den Strom immer weggeben, sobald er produziert ist. Es braucht Speicher, mit denen die Abgabe ins Netz und an die Verbrauchsstellen dosiert werden kann. Doch bis auf einige mehr oder weniger prototypische Versuchsanlagen sind bislang keine Speicherkapazitäten ans Netz gegangen.
Das liegt nicht mehr an der Technik, die ist mittlerweile vorhanden. Und es liegt auch nicht an den Kosten, es stehen ausreichend Investoren bereit, die hier Kapital bereitstellen würden. Es liegt vor allem an der Bürokratie. Genehmigungen für Speicher zu erhalten, ist ein mehr als nur mühsames Unterfangen.
Was sind Speicher? Der gesunde Menschenverstand sagt: Aufbewahrungsorte für Strom. Ein Stromüberschuss wird hier geparkt und kann bei Bedarf abgerufen werden. Etwa, wenn die Echtzeitproduktion niedriger ist als der Bedarf, bei schwachem Wind und Dunkelheit. Ein Puffer mithin.
Doch für die Genehmigungsbehörden sind Speicher, vorsichtig formuliert, Neuland. Niemand will der Erste sein, der hier möglicherweise einen Fehler macht. Deshalb wird verzögert und verschleppt – oder ein Speicher kurzerhand zum Kraftwerk umgedeutet.
Verzögert wird unter anderem, indem für einen Solarpark mit Speicher die doppelte Anschlussgröße gefordert wird. Die Logik dahinter: Es könnte ja sein, dass gleichzeitig die Echtzeitproduktion ins Netz geschickt wird und die Reserven des Speichers geleert werden. Abgesehen davon, dass es nur wenige Szenarien gibt, in denen dies wirtschaftlich sinnvoll wäre, lässt sich dies sehr einfach vermeiden: etwa indem der Anschluss eben nur für die Leistung des Solarparks dimensioniert wird.
Eine weitere interessante Hürde ist es, einen Speicher als Kraftwerk zu definieren. Begründung: Es handelt sich um eine Einheit, die Strom ins Netz abgibt. Nun könnte es theoretisch egal sein, ob ein Beamter einen Speicher als Kraftwerk sieht oder nicht. Das Problem ist nur, dass für ein Kraftwerk auch ein weiteres Mal Netzentgelt abgeführt werden müsste. Ein Posten, der den Speicherbau so verteuert, dass Investoren mit Sicherheit die Finger davonlassen.
Der Weg zu einem stabilen Netz führt über Speicher. Und der Weg zu Speichern führt über ein paar klare Entscheidungen in Richtung Genehmigungsbehörden. Nur dann lässt sich dieser Knoten lösen.