BCB: Großbanken und Krypto – Annäherung mit Hindernissen

Internationale Großbanken drängen ins Geschäft mit Kryptos, der Markteintritt eines großen Wall Street-Hauses steht kurz bevor. Doch nicht jede Bank wird dabei erfolgreich sein. „Eine starke Marktstellung im traditionellen Banking ist keine Garantie für Erfolg im Kryptomarkt“, sagt Mike Hofer, Chief Banking Officer bei der auf Krypto-Dienstleistungen spezialisierten BCB Group. „Denn neben technologischen Hürden bestehen auch große Interessenkonflikte.“

So ist es zwar einfach zu sagen, dass ab sofort Kryptowährungen in die Banking-Systeme eingebunden werden. „Dies auch umzusetzen, erfordert aber nicht nur die Technologie, sondern auch ein umfassendes Verständnis für das neue Marktsegment“, sagt Hofer. Dieses ist in vielen Großbanken nicht oder nur sehr eingeschränkt vorhanden. „Die großen Häuser werden von ihren Kunden getrieben, die mit Krypto umgehen wollen“, so Hofer.

Retail-Erweiterung für Grobanken einfacher umsetzbar als B2B

Der Retailbereich ist dabei relativ einfach. „Hier geht es vor allem darum, Endkunden den Handel mit und die Verwahrung von Kryptoassets zu ermöglichen“, sagt Hofer. „Dies sind Leistungen, die mittlerweile selbst kleinere und mittlere Banken anbieten und dabei entweder auf eigene Ressourcen oder externe Dienstleister zurückgreifen können.“

Wesentlich komplexer ist das Thema, wenn es um den B2B-Bereich geht. „Große Banken sind in der Regel auf allen Stufen des Bankgeschäfts tätig“, sagt Hofer. Ihre Kunden sind also auch andere Banken, die in die Zahlungsabwicklungssysteme eingebunden sind. „Hier entstehen Interessenkonflikte, wenn Großbanken die Kryptoleistungen auf allen Kanälen anbieten.“ Letztlich konkurrenzieren die großen Häuser damit ihre eigenen (Bank-)Kunden und kannibalisieren zumindest in diesem Bereich ihr Bank-zu-Bank-Geschäft.

Zudem sind die Kunden im B2B-Bereich anspruchsvoll: „Wenn ein Krypto-Unternehmen einen Partner sucht, der das vollständige Banking abwickelt und in jeder Hinsicht die Geschäftsbankbeziehung hält, kommt es noch mehr auf die Kenntnis des relevanten Marktes an“, sagt Hofer. „‘Know your Customer’ bedeutet hier nicht, einige Häkchen in Formularen zu setzen.“ Krypto-Unternehmen oder auch kryptonahe Techfirmen benötigten eine wesentlich weitergehende Unterstützung beim Einbau des Bankings in ihre Prozesse, was Banken, die jahrzehntelang standardisierte Produkte vertrieben haben, meist überfordert.

„Die Dezentralität der Kryptowelt macht manche Geschäftsmodelle erst möglich“, so Hofer. „Der Bankpartner muss hier mindestens auf dem gleichen Wissensstand sein wie das Unternehmen.“ Ist dies nicht der Fall, hilft auch der Einsatz von viel Geld und Marktmacht nicht. „Banken, auch und gerade Großbanken, die das Kryptogeschäft nicht genug priorisieren und dieses nicht als Kerngeschäft wahrnehmen, werden sich hier gegenüber spezialisierten Dienstleistern kaum profilieren können“, sagt Hofer.