Berenberg: Putins Invasion der Ukraine belastet die Wirtschaft

Der Russland-Ukraine-Krieg hat zu einer massiven wirtschaftlichen Unsicherheit geführt, was einen Abverkauf an den Aktienmärkten nach sich zog. Zyklische Aktien und Unternehmen mit hohen Inputkosten haben überproportional gelitten, da aufgrund einer kriegsbedingten Angebotsknappheit die Rohstoffpreise durch die Decke gingen. Europäische Aktien wurden zudem aufgrund der Nähe zum Kriegsgebiet abgestraft, sagt das Investment Komitee von Berenberg. Das Stagflationsrisiko – niedriges Wirtschaftswachstum bei hoher Inflation – nimmt zwar zu, ist aber nicht das Basisszenario unserer Volkswirte. Die Aktienbewertungen sind zudem massiv gefallen und zu mindest in Europa historisch günstig – und das bei einer Wirtschaft, die trotz allem über Trend wachsen dürfte. Da der Anlegerpessimismus schon weit verbreitet ist und systematische Anleger ausblickend wieder zu Käufern werden dürften, erachten wir das Risiko-Rendite-Profil mittelfristig als chancenreich. Die aktuelle Lage stellt somit eher eine Kauf- als eine Verkaufsgelegenheit dar. Wir positionieren uns mit einem moderaten Aktienübergewicht unter Beimischung von rohstoffreichen Regionen.

Sichere Staatsanleihen haben sich in von Unsicherheit geprägten Märkten ausgezahlt, auch wenn der positive Effekt aufgrund der merklich steigenden Inflation und somit Zinssteigerungsdruck auf die Zentralbanken nur begrenzt war. Der Markt preist beispiels- weise weiterhin sechs Zinsanhebungen durch die Fed bis Dezember 2022 ein. Die Steilheit der US-Renditestrukturkurve hat sich weiter verflacht, was zunehmende Rezessionsängste wider- spiegelt. Bei den Unternehmensanleihen konnte sich bei in der Breite steigenden Risikoaufschlägen EUR-Investment-Grade besser als EUR-Hochzinsanleihen entwickeln. Besser als sichere Staatsanleihen haben jedoch Rohstoffe funktioniert, da es dort zu deutlichen Angebotssorgen kam und Edelmetalle wie Gold ge- fragt waren. Die USD-Aufwertung hat dem Euro-Anleger zudem geholfen. Die starke Bewegung auf dem Rohstoffmarkt birgt jedoch bei einer Wirtschafsabschwächung auch Nachfragerisiken, weshalb leichte Gewinnmitnahmen Sinn ergeben.