Wenn die Renditen der US-Staatsanleihen steigen, fallen die Anleihenkurse. Das ließ sich in den vergangenen Monaten anschaulich beobachten. Investoren mag das abschrecken. Doch wer sich Stabilität wünscht, sollte langfristig denken und Anleihen die Treue halten, denn mit einer richtigen Strategie sind sie nach wie vor wichtiger Bestand eines diversifizierten Portfolios.
So verspräche eine große Position in stabilen Anleihen bei steigenden sowie fallenden Renditen vier Dinge: Kapitalschutz, Inflationsschutz, laufenden Ertrag und Diversifikation der Aktienanlagen. Denn Anleihen korrelieren kaum mit dem breiten US-Aktienmarkt. „Dieses Diversifikationspotenzial ist besonders dann interessant, wenn die Konjunktur ins Stocken gerät“, sagt Peter Becker, Fixed Income Investment Director bei Capital Group.
Auch wenn sich die Konjunktur weiter erholt, dürfte das positiv für Anleihen sein. Denn dann dürften die Ausfallquoten fallen und sich immer mehr von den Höchstständen während der Pandemie entfernen. Dabei sind weniger Ausfälle gut für Unternehmensanleihen, vor allem für hochverzinsliche. Da sich die Zinsen weiterhin auf tiefem Niveau befinden, könnten Investoren auch versucht sein, höhere Risiken einzugehen. Vielleicht wünschen sie sich höhere laufende Erträge. „Dann lohnt sich nicht nur ein Blick auf den High-Yield-Bereich, sondern auf Emerging-Markets-Anleihen“, sagt Becker.
Dabei bleibt Einzelwertauswahl wichtig, denn die langfristigen Fundamentaldaten könnten schnell unter Druck geraten. Das gilt vor allem für Emittenten mit einer geringeren Kreditqualität. „Die große Vielfalt von Emerging-Markets-Anleihen erfordert sorgfältige Analysen“, so Becker. Wer wisse, warum die Renditen mancher Anleihen höher sind, könne leichter Titel mit dauerhaften Erträgen finden.
Entscheidend für die Erträge von Emerging-Markets-Anleihen ist das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes des jeweiligen Landes. Es sorgt für höhere Einkommen in den Schwellenländern, bessere Staatsfinanzen und eine geringere Anfälligkeit für externe Krisen. Zurzeit profitieren die Emerging Markets von den Konjunkturprogrammen in den USA, in China und in anderen Industrieländern, weil sowohl Exporte als auch Rohstoffpreise steigen. Doch: „Das Risiko liegt tatsächlich in einer zu starken Erholung der Weltwirtschaft. Die Geldpolitik der Industrieländer könnte dann schon gestrafft werden, bevor sie auch den Emerging Markets nützt“, warnt Becker.