Federated Hermes: Die Welt im Bann von Omikron

Die neue Omikron-Variante sorgt allerorts für Unsicherheit. Nach dem ersten Schock haben sich die Märkte stabilisiert, doch die Anleger bleiben vorsichtig. Und während die Gefahr einer anhaltend höheren Inflation weiter ansteigt, zieht die Fed ein beschleunigtes Tappering-Tempo in Betracht. 

Silvia Dall’Angelo, Senior Economist bei Federated Hermes:

„In dieser Woche beschäftigten die Finanzmärkte die Unklarheit bezüglich der neuen Omikron-Variante sowie unerwartete Falken-Aussagen der Fed. Während es noch einige Wochen dauern wird, bis mehr Klarheit über die Auswirkungen der neuen Covid-Variante – insbesondere im Hinblick auf die Wirksamkeit von Impfstoffen – besteht, hat das offensichtliche Aufweichen der Fed-Position zu den Schwierigkeiten der Märkte bei der Bewältigung der Omikron-Nachrichten beigetragen.

Aus wirtschaftlicher Sicht wird die Variante wahrscheinlich zu langwierigeren Unterbrechungen der Versorgungsketten führen, da die Länder ihre restriktiven Maßnahmen überarbeiten – was sowohl die Wirtschaftstätigkeit hemmen als auch zu einer anhaltenden Inflation beitragen wird. Mit anderen Worten: Die Abwägungsprozesse, mit denen die Zentralbanken konfrontiert sind, werden sich auf kurze Sicht wahrscheinlich verschärfen. Der kürzlich wieder ernannte Vorsitzende Jerome Powell deutete an, dass sich der Ansatz der Fed in Bezug auf diese Zielkonflikte zu wandeln beginnt, so dass die Befürchtungen hinsichtlich einer hohen Inflation nun an erster Stelle stehen.

Powell deutete an, dass die Fed bei ihrer bevorstehenden Dezembersitzung erörtern wird, ob es angebracht ist, das Tempo des Tapering zu beschleunigen. Die Aussicht dabei: den Prozess einige Monate früher als bisher erwartet abzuschließen – möglicherweise im März. Dies würde bei Bedarf den Weg für eine frühzeitigere Zinserhöhung im Jahr 2022 ebnen; eine Option, die die Fed gerne in Anspruch nimmt, da sie den Druck des inflationären Umfelds spürt. Powell bestätigte zwar, dass die Fed nach wie vor davon ausgeht, dass sich die Inflation ab dem zweiten bis dritten Quartal nächsten Jahres abschwächen wird, räumte aber ein, dass „die Gefahr einer anhaltend höheren Inflation gewachsen ist“. Powell sagte, dass die Formulierung „vorübergehend“ für die Inflation vermutlich verabschiedet werden könnte.

Allerdings ist der Falken-Kurs der Geldpolitik noch lange nicht beschlossene Sache und es gibt noch viele Gründe für eine schrittweise und gemäßigte Normalisierung. Denn die Inflationsaussichten, der Arbeitsmarkt und die Entwicklung der Pandemie sind noch immer mit Unsicherheit behaftet.“


Geir Lode, Head of Global Equities bei Federated Hermes:

„Prognosen im Zeichen von Omikron zu treffen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Nach dem ersten Schock haben sich die Märkte stabilisiert, doch die Anleger bleiben vorsichtig. Zahlreiche Kommentatoren (und CEOs von Impfstoffherstellern) versuchen, das Informationsvakuum zu füllen. Aber in Ermangelung harter Fakten vernehmen wir eine Menge Lärm und sehr wenig aussagekräftige Signale. 

Während wir auf verlässliche Daten zu der relativen Übertragbarkeit und dem Schweregrad dieses neuen Erregers warten, dürfte die Stimmung unter den Anlegern getrübt sein. Man denke nur an die Reaktion auf den ersten bestätigten Omikron-Fall in den USA – ein unvermeidliches Ereignis, das jedoch ausreichte, um die Erholung der US-Märkte und des Ölpreises vom Mittwoch zu beenden. Das Ausmaß des Umschwungs innerhalb eines Tages lässt Parallelen zu einigen besonders schwierigen Phasen der Marktgeschichte erkennen.

Die Annahme der Fed, dass die Inflation nur vorübergehend sein würde, hat sich selbst als vorübergehend erwiesen: Nach der Bestätigung seiner Wiederernennung hat der Fed-Vorsitzende Powell seinen Kurs geändert, indem er die Dauerhaftigkeit des Preisanstiegs anerkennt und auf ein schneller als erwartetes Tapering verweist. Die Inflation in der Eurozone hat ein Rekordhoch erreicht. Die Aussichten auf eine schnellere Straffung der Geldpolitik könnten – und sollten wohl auch – zu einer deutlichen Marktreaktion führen, denn der Markt verliert einen großen Käufer. Sie ist zudem ein weiteres Argument dafür, warum wir davon ausgehen sollten, dass sich Value-Titel besser entwickeln als Wachstumswerte. Im Moment liegt die Aufmerksamkeit der Anleger jedoch woanders.“