Studie zeigt: Frauen fehlt bei der Geldanlage das Gefühl der Kontrolle. Mit Finanzwissen und klarer Kommunikation lässt sich der Weg in eine unabhängigere finanzielle Zukunft bereiten
Dass sich viele Frauen mit ihren Ersparnissen lieber auf die vermeintliche Sicherheit von Sparbuch & Co verlassen, statt sich an eine Wertpapieranlage heranzutrauen, ist leider nach wie vor die Realität. Ein teurer Irrtum, wenn man Faktoren wie das Niedrigzinsumfeld, steigende Inflation und immer häufiger „Verwahrentgelte“ der Banken für Sparanlagen bedenkt, die die Ersparnisse sukzessive reduzieren, statt sie anwachsen zu lassen. Um herauszufinden, was Frauen den Weg zum Kapitalmarkt erleichtern könnte, hat J.P. Morgan Asset Management in einer aktuellen Studie 4.000 Frauen in zehn europäischen Ländern, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz, befragt. Die Teilnehmerinnen der Studie „Frauen und Geldanlage: Für die Zukunft planen“ waren zwischen 30 und 60 Jahre alt, besitzen bereits Ersparnisse und verfügen über ein gewisses Mindesteinkommen.
Eine wichtige Erkenntnis dieser Befragung ist, dass die Sparerinnen Kapitalmarktanlagen nicht grundsätzlich ablehnen. Mit 64 Prozent der Befragten kann sich die Mehrheit sogar vorstellen, in Zukunft anzulegen. Mit 19 Prozent gibt aber auch rund jede fünfte Sparerin zu, ihr Geld nie an der Börse anlegen zu wollen. Diese Gruppe ist in Deutschland und Österreich mit 35 Prozent besonders groß. Gründe für diese ablehnende Haltung gibt es einige, beispielsweise glaubt mit 58 Prozent rund jede zweite befragte Sparerin, dass sie nicht genug Geld hat, um es zu investieren. Und mit 73 Prozent sind fast drei Viertel dieser Sparerinnen überzeugt, dass sie es sich nicht leisten können, mit ihrem Geld Risiken einzugehen.
Vorurteile aus der Welt räumen
„Leider halten sich einige Anlageirrtümer sehr hartnäckig – dazu gehört beispielsweise, dass man reich sein muss, um zu investieren und dass Kapitalmarktanlagen stark schwanken und sehr spekulativ sind“, weiß Pia Bradtmöller, Leiterin Marketing & PR für Deutschland und Österreich bei J.P. Morgan Asset Management. „Dabei lassen sich bereits mit kleinen Summen Sparpläne eröffnen und bei der langfristigen Geldanlage, etwa für die Altersvorsorge, heben sich die gefürchteten Marktschwankungen sogar auf“, so die Expertin. Deshalb sei es so wichtig, das Finanzwissen von Frauen zu stärken, um diese Vorurteile endlich aus der Welt zu räumen.
Denn die Studie zeigt, dass es noch weitere Fehleinschätzungen gibt, die Frauen auf lange Sicht teuer zu stehen kommen. Sowohl die befragten Anlegerinnen als auch die Sparerinnen sind überzeugt, dass die Wertpapieranlage mehr Einsatz erfordert, weniger flexibel ist und nicht so leicht zugänglich wie Sparanlagen.
Die Sorge, dass Anlegen kompliziert ist und hohen Aufwand erfordert, kann Pia Bradtmöller jedoch entkräften. „Wer in Fonds oder ETFs investiert, muss sich nicht mit den einzelnen Unternehmen auseinandersetzen und deren Geschäftsmodell analysieren, sondern investiert mit der Hilfe einer professionellen Fondsgesellschaft und ihren Expertinnen und Experten in die Kapitalmärkte. Gerade für Anlageeinsteigerinnen eignen sich beispielsweise flexible Mischfonds, die die Investments breit über verschiedene Anlageklassen und Regionen streuen und die Allokation flexibel an das Marktgeschehen anpasst.“ Damit kann der erste Schritt an die Börse einfacher als gedacht sein: „Mit einem Fondssparplan lassen sich ganz bequem regelmäßig auch kleine Beträge anlegen. So können Frauen erste Erfahrungen mit Wertpapieren sammeln und Selbstbewusstsein in Bezug auf das Anlegen aufbauen“, unterstreicht Pia Bradtmöller. Die Erfahrungen bei der Geldanlage führen tatsächlich zu unterschiedlichen Einschätzungen zwischen Anlegerinnen und Sparerinnen. Beispielsweise sind deutlich weniger Anlegerinnen überzeugt, dass Anlegen kompliziert ist (46 Prozent im Vergleich zu 64 Prozent der Sparerinnen) und weniger Anlegerinen empfinden Anlegen wie Glücksspiel (44 Prozent im Vergleich zu 60 Prozent der Sparerinnen).
Flexibilität und Kontrolle machen Geldanlage für Frauen interessanter
Die Befragung hat auch versucht zu ermitteln, was Frauen den Einstieg am Kapitalmarkt ganz konkret erleichtern würde. Insgesamt hätten 30 Prozent der Befragten gern ein besseres Verständnis der Grundlagen des langfristig erfolgreichen Anlegens. Dazu wünscht sich jede zweite Befragte (48 Prozent) einen leicht verständlichen Leitfaden, jede Dritte (36 Prozent) wüsste gern genauer, was die Fachbegriffe bedeuten und 39 Prozent finden eine Beratung, wann man kaufen und verkaufen sollte sinnvoll. Jede vierte befragte Frau hätte zudem gern regelmäßige Updates zu den Kapitalmärkten.
Dazu kommt, dass sich Frauen ein Gefühl der Kontrolle auch bei ihren Wertpapieranlagen wünschen. 52 Prozent möchten die Flexibilität haben, verkaufen zu können, wenn sich ihre finanzielle Situation ändert und 34 Prozent möchten gern ihre Anlagen flexibel umschichten können. Für ein Viertel der Frauen ist es wichtig zu wissen, dass ihre Geldanlage zu einer nachhaltigeren Welt beiträgt.
Spannend ist, dass für Frauen eine klarere Kommunikation rund um Anlageprodukte fast genauso wichtig ist wie die Kosten. Während für 44 Prozent der Befragten geringere Gebühren die Geldanlage attraktiver machen würden, wäre es für 42 Prozent der Frauen eine verständlichere Kommunikation zu Produkten. Ein Drittel wünscht sich mehr Hilfe für Erstanlegerinnen und 23 Prozent eine einfachere Zugänglichkeit.
So ist Pia Bradtmöllers Fazit: „Es gilt, bei den Frauen das Verständnis dafür zu schaffen, dass langfristig anzulegen gar nicht so anders ist, als zu sparen – aber eben langfristig bessere Ergebnisse liefern kann. Auch zwängen sie Wertpapieranlagen nicht in das starre Korsett, das viele befürchten. Portfolios lassen an sich verändernde Lebensumstände und Kapitalmarktumfelder anpassen können – das müssen wir noch besser kommunizieren.“