as Weltwirtschaftswachstum auswirken“, sagt Gerlinger. Zudem
sind, etwa in den USA, weitere fiskalpolitische Hilfsmaßnahmen in der Pipeline. Die Notenbanken
haben ebenso angekündigt, ihre expansive Geldpolitik fortzuführen beziehungsweise gegebenenfalls
noch einmal zu verstärken. Gute Aussichten also für die Weltwirtschaft, die in einen neuen
Konjunkturzyklus starten könnte.
Auch die Inflationsraten werden sich im laufenden Jahr an die Ziele der Notenbanken annähern:
Covid-19 sowie der Ölpreisverfall hatten die Inflation leicht unter null Prozent gedrückt. „Wir sehen
hier aber, dass die beschlossenen fiskal- und geldpolitischen Programme zu keiner grundsätzlichen
Güterpreisinflation, sondern vielmehr zu einer Assetpreisinflation (Anleihen, Immobilien, Aktien)
führen“, sagt Gerlinger. 2021 greifen dann vor allem Basiseffekte wie der höhere Ölpreis, die CO2-
Steuer in Europa sowie in Deutschland die Wiederheraufsetzung der Mehrwertsteuer und lassen die
Inflation in Richtung der bisherigen Zentralbankziele ansteigen. „In den USA sind sogar
Inflationsraten von etwas mehr als zwei Prozent möglich“, so Gerlinger.
Für die Portfoliokonstruktion bedeutet dies, dass Bundesanleihen im Kontext des
Konjunkturszenarios 2021 unattraktiv sind. „Kursgewinne halten wir nur bei einer Risikozunahme für
möglich“, so Gerlinger. Von daher eignen sich die Anleihen nur noch als Versicherungsinstrument
gegen Stressphasen. Staatsanleihen aus den Peripheriestaaten bieten zwar noch einen
Renditeaufschlag, die Risikoprämie ist aber relativ gering. „Wie in den USA erwarten wir auch bei
Bundesanleihen am langen Ende eine leichte Versteilung der Renditestrukturkurve. Das
Renditeniveau bleibt absolut gesehen unattraktiv“, sagt Gerlinger.
In den USA gilt Ähnliches: Der neue US-Präsident Biden steht für hohe Staatsausgaben und damit für
eine höhere Staatsverschuldung. „Wir erwarten am langen Ende einen Anstieg der Renditen auf
etwas über ein Prozent“, sagt Gerlinger. „Dies wird zu einer Versteilung der Zinsstrukturkurve führen.
Am kurzen Ende werden die Zinsen auf dem ganz niedrigen Niveau stabil bleiben.“ Mit einem ersten
Zinsschritt rechnen die Marktteilnehmer nicht vor 2023, manche sogar erst in Richtung 2025. Sollte
es zu einem stärkeren Renditeanstieg auf deutlich über ein Prozent bei den 10-Jährigen kommen, so
ist es möglich, dass die US-Notenbank die Zinsstrukturkurve nach japanischem Vorbild direkt steuern
wird. Auch hier gilt: „An US-Staatsanleihen als ein erstklassiges Versicherungsinstrument gegen
Stressphasen gibt es keinen Zweifel“, so Gerlinger.
US-High-Yields sind durch die Ankündigung der US-Notenbank, im Rahmen ihres
Anleihekaufprogramms auch solche Anleihen kaufen zu wollen, abgesichert. Die Volatilität wird hoch
bleiben, das Timing wird unverändert ambitioniert sein. „Beim Bond-Picking trennt sich hier die
Spreu vom Weizen“, so Gerlinger. „High Yields genau wie Corporates haben aufgrund des
zusammengelaufenen Spreads deutlich an Attraktivität eingebüßt. Beide Segmente sind nur noch
Halte-Positionen“, sagt Gerlinger.
Die Entwicklung von Schwellenländeranleihen wird zu einem großen Teil von der Entwicklung des USDollars und der US-Zinsen beeinflusst, entsprechend hoch ist die Korrelation mit dem US-Segment. In
Hartwährungen begebene Anleihen profitieren dabei vom freundlichen Fed-Kurs, die Spreads
gegenüber High Yields und Investment-Grade-Anleihen locken noch die Investoren an. Belastend
könnten ein fallender Ölpreis und Zinssenkungen wirken, die aber noch nicht absehbar sind. „Wir
favorisieren unverändert Hartwährungsanleihen und hier regional die Region Asien“, sagt Gerlinger.