Die Güterpreise klettern weiter in hohem Tempo, gleichzeitig nimmt das Wirtschaftswachstum ab. Damit bewegen sich Anleihen und ihre Renditen zwischen Inflation und Rezession. „Wir sehen daher bei den kurzen Laufzeiten noch steigende Renditen, das lange Ende dagegen dürfte von der absehbaren Wachstumsschwäche profitieren“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM.
Die Inflationsrate in den USA im November von 7,7 auf 7,1 Prozent gefallen, im Euroraum ging sie von 10,6 auf 10,0 Prozent zurück. Doch bleibt sie damit viel zu hoch. Die Zentralbanken in den USA und in der Eurozone haben die Leitzinsen weiter erhöht und klargestellt, dass weitere Zinserhöhungen folgen werden. Gleichzeitig schwebt die Gefahr einer Rezession über den Märkten.
Vor diesem Hintergrund zeigten sich die US-Anleiherenditen im vierten Quartal schwankungsanfällig. Sie stiegen auf 4,25 Prozent, dann setzte eine Gegenbewegung bis auf 3,5 Prozent ein. „Das lange Ende befindet sich in einem unveränderten Spannungsfeld zwischen hoher Inflation und Rezessionsgefahr“, sagt Gerlinger. Das kurze Ende folge den Beschlüssen der Zentralbank. „Aufgrund der sehr inversen Zinsstrukturkurve betrachten wir vor allem das kurze Laufzeitende mit einer Rendite von rund 4,5 Prozent als interessant.“
In der Eurozone verzeichnete das Renditeniveau in Erwartung einer Rezession rückläufige Renditen insbesondere für Papiere aus der Europeripherie. Im Zuge der jüngsten EZB-Sitzung haben sie zuletzt jedoch wieder etwas stärker angezogen. Der Abbau des Anleihebestandes durch die Zentralbank dürfte zu erhöhter Volatilität am Euroland-Rentenmarkt führen.
„Die Rentenseite sehen wir insgesamt zweigeteilt“, sagt Gerlinger. Einerseits seien nach den jüngsten Äußerungen der Notenbanken im kurzen Laufzeitenbereich noch deutlich steigende Renditen zu erwarten. Das lange Ende dürfte dagegen allmählich von der Aussicht auf eine Rezession profitieren. „Grundsätzlich sehen wir die absoluten Renditen wieder auf einem Niveau, welche den Anleihesektor erneut deutlich attraktiver machen“, so Gerlinger.
Bei den Corporate Bonds ist das Renditeniveau von US-Unternehmensanleihen mit 5,4 Prozent für US-Dollar-Anleger attraktiv; ebenso das High-Yield-Segment mit 8,5 Prozent. „Allerdings spiegelt dieser Spread die Rezessionsgefahr nach wie vor nicht wider“, so Gerlinger. Dies gelte auch für Euro-Hochzinsanleihen bei einem Renditeniveau von 7,4 Prozent. Interessant sei mit 3,9 Prozent zudem das Segment der Euro-Corporates mit Investment-Status. Selektive Chancen bieten sich im Bereich Financials und im Nachrangsegment.
Die Schwellenländer haben zum Teil frühzeitig die Zinsen erhöht, nun könnten sie bald wieder sinken. Hartwährungsanleihen profitieren von Spreadeinengungen und einem Rückgang der US-Renditen. „Papiere in lokaler Währung sind unseres Erachtens nach vor dem Hintergrund eines zu erwartenden schwächeren US-Dollars zu bevorzugen – allerdings gehedgt“, sagt Gerlinger.