Derzeit laufen die Märkte fast im Gleichschritt nach oben, Unterschiede zwischen Branchen, Regionen und der Qualität von Einzelaktien werden kaum gemacht. „Doch langfristig wird sich hier wieder eine Differenzierung ergeben“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. „Und dann sind einige Branchen besser aufgestellt als andere.“
Bereits seit Jahren treiben die Tech-Aktien die Indizes, vor allem die Großen Sieben haben eine gewaltige Marktkapitalisierung und damit Bedeutung gewonnen. „Getragen werden diese Anstiege vor allem durch die gewaltige Phantasie, die das Thema Künstliche Intelligenz auslöst“, so Gerlinger. „Ähnlich wie bei der Entwicklung des Internets werden hier immer neue Geschäftsmodelle erwartet, immer neue Firmen, die sich einen großen Markt erschließen.“
Bis es soweit ist, dass ausschließlich KI-getriebene Unternehmen entstehen und wachsen, behilft sich der Markt mit einer Übergangskrücke: „Es wird einfach angenommen, dass die heute großen Spieler auch in der KI-Zukunft groß und wichtig sind“, so Gerlinger. „Das kann auch tatsächlich so kommen, muss es aber nicht.“ Ein Blick in die Geschichte lehrt sogar eher, dass ein neuer Megatrend auch ganz neue Firmen hervorbringt – und die alten dann fallengelassen werden. Netscape oder AOL mögen als Beispiele dienen.
„Die Erwartung, dass es die alten Firmen wie Amazon, Google, Microsoft & Co. sind, die vom KI-Trend profitieren, lässt eher an der Stärke der Umwälzung zweifeln“, sagt Gerlinger. „Wer den Markt ernst nimmt, kann KI nur als Untertrend des großen Trends zur Digitalisierung sehen.“ Und diese Digitalisierung bringt ganz unterschiedliche Gewinner hervor. „Auch hier sind die Lieferanten des KI-Trends wie Nvidia ganz vorne dabei“, sagt Gerlinger.
„Doch mehr Zukunft und geringere Bewertungen haben Rohstoffe und Rohstoffaktien.“ Zwar sind die Kurse durch die mauen Konjunkturaussichten eher verhalten gelaufen oder werden sogar gedrückt. „Doch gerade die Nachfrage nach Industriemetallen und hier vor allem nach Kupfer wird stark steigen, wenn die Digitalisierung voranschreitet.“ Da in fast allen Bereichen der Rohstoffproduktion zuletzt wenig in neue Kapazitäten investiert wurde, wird es hier bei anziehender Nachfrage erst einen Preisschub geben, bevor dann die Kapazitäten angepasst sind. „Rohstoffaktien werden in jedem Fall zu den Profiteuren zählen“, so Gerlinger.
Ein ganz anderes, wesentlich länger laufendes, vielleicht nie endendes Trendthema ist der Bereich Gesundheit und die Sorge darum. Krankheiten zu heilen, Schmerz und Not zu lindern ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis. „Das sorgt dafür, dass hier die Ausgaben immer weiter steigen werden“, so Gerlinger. „Und selbst wenn die heutige High-End-Medizin irgendwann zum Standard werden wird: Es wird immer weiter geforscht und verschrieben und gutes Geld verdient.“ Und das mehr oder weniger unabhängig von der Konjunktur, was die Healthcare-Branche zu einem eher defensiven Investment macht, das auch in schlechten Zeiten Wachstum schaffen kann.