Moventum: Hoffnung auf weniger stark steigende Leitzinsen

Nach dem Ausverkauf an den Aktienmärkten im Juni stellte sich in den letzten beiden Wochen eine gewisse Gegenbewegung an den Märkten ein. Die Stimmung der Anleger wechselte dabei von Inflations- und Zinserhöhungssorgen verstärkt in Richtung Rezessionsangst. Diese wird einerseits genährt durch die steigenden Strom- und Gaspreise, die die Kaufkraft der Konsumenten massiv einschränken, andererseits durch zweistellige Kursrückgänge bei konjunktursensiblen Rohstoffen, die auf eine deutliche Nachfrageabschwächung seitens der Industrie hindeuten. In der Logik der Finanzmärkte manifestiert sich eine steigende Rezessionsangst in der Hoffnung, dass die Zentralbanken, insbesondere die US-Fed, die Leitzinsen weniger stark erhöhen werden, was wiederum von den Aktienmärkten freudig zur Kenntnis genommen würde. Inzwischen gehen die Märkte für die Fed noch von 150 BP Zinserhöhungen bis zum Jahresende aus, gleichzeitig werden für 2023 und 2024 bereits 100 BP an Zinssenkungen angesichts der erwarteten Rezession eingepreist. Was die EZB anbelangt, so rechnen die Märkte jetzt mit „nur“ sieben Zinserhöhungen auf 1,25 Prozent über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Ob die akuten Rezessionsängste allerdings tatsächlich begründet sind, bleibt abzuwarten. Zumindest der US-Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin stabil und die Daten für Juni fielen besser als erwartet aus. Dies gilt auch für den Dienstleistungssektor in den USA, wo der entsprechende ISM-Index weniger stark als erwartet nachgab. Auch in China hat sich die Stimmung unter den Einkaufsmanagern nach der Lockerung der Corona-Maßnahmen wieder aufgehellt. Die Wirtschaft in China dürfte damit im laufenden Quartal wieder Fahrt aufnehmen mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die globale Konjunktur.

Im Umfeld sinkender Zinserhöhungserwartungen konnten die Aktienmärkte, angeführt von Wachstumstiteln, zulegen. Auf der Rentenseite setzten die Zinssätze derweil ihre rückläufige Entwicklung fort. Die Moventum-Portfolios konnten an dieser Zins-Entwicklung nur bedingt partizipieren, da die Duration weiterhin sehr kurz aufgestellt ist. Aus unserer Sicht dürfte die Volatilität an den Zinsmärkten hoch bleiben, insbesondere wenn die Zentralbanken an ihrem Zinserhöhungskurs festhalten werden. Eine lange Durationspositionierung würde zu unnötig hohen Ausschlägen führen. Eine geldmarktnahe Positionierung im Zuge der (erwarteten) Zinserhöhungen erscheint vorerst die bessere Wahl. Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating entwickelten sich zinsbedingt positiv, während die Entwicklung von Hochzinsanleihen die positivere Stimmung an den Aktienmärkten nicht widerspiegelte.

Die Aktienmärkte entwickelten sich in diesem Umfeld auf breiter Front positiv, wobei der Zuwachs bei Wachstumswerten („Growth“) etwas höher ausfiel. Da die Portfolios bezüglich „Value“ und „Growth“ ausgewogen aufgestellt sind, konnten sie an dieser Entwicklung partizipieren. Auf der anderen Seite sorgten die Rezessionsängste für eine schwächere und teilweise negative Entwicklung im Rohstoff- und Energiebereich – Segmente, die in den Moventum-Portfolios ebenfalls gewichtet sind.

Auf der Währungsseite setzte sich die Euro-Talfahrt Richtung Parität fort. Immer offensichtlicher wird, dass die EZB aufgrund der Entwicklung in der Euro-Peripherie Zinsen nur homöopathisch erhöhen kann. Ein schwächerer Euro heizt allerdings die importierte Inflation an.

Das PWM-Portfolio konnte aufgrund seiner Positionierung im Rentenmarkt (kurze Duration, Kredit-Fokus) und der insgesamt geringen Aktienquote an der positiven Marktentwicklung nur teilweise partizipieren. Positive Beiträge lieferten dabei insbesondere die Mischfondsstrategien und ausgewählte Aktienstrategien, insbesondere diejenigen mit Wachstumsfokus. Die Korrektur der Rohstoff- und Energiepreise sorgte bei den Rohstofffonds für weitere Verluste, denen sich auch der Goldpreis nicht entziehen konnte. Die Alternativen Strategien litten derweil unter der anhaltend hohen Volatilität. Auf der Rentenseite konnten einmal mehr nur chinesische Anleihen mit einer positiven Entwicklung überzeugen.