Schoellerbank: Marktkommentar

AKTIEN

Der S&P 500 erreichte am Freitag letzter Woche ein neues Allzeithoch und das obwohl der US-CPI (Konsumentenpreis-Index) als Gradmesser für die Inflation einen Wert von 5% erreichte. Als Gründe für die kurzfristige Preisentwicklung werden unverändert das reduzierte Chip-Angebot, steigende Energiepreise sowie das Wiedererwachen aus dem Dornröschenschlaf nach der Covid-19-Pandemie genannt. Dabei handelte es sich um den höchsten Wert seit September 2008. 

Offenbar schien sich trotz des starken Preisauftriebes die von der US-Notenbank Fed propagierte Sicht durchzusetzen, dass die Inflationssteigerungen nur temporär („transitory“) sein würden. Auf der einen Seite fielen nämlich die längerfristigen Anleihen-Renditen in der ersten Juni-Hälfte deutlich. Auf der anderen Seite weisen auch die langfristigen Inflationserwartungen und die Realrenditen keine solche Dramatik auf, wie es die jüngsten US-CPI Daten erwarten lassen würden. So sind z.B. die US-Inflationserwartungen für 5 Jahre in 5 Jahren (5y5y) zuletzt wieder auf 2,39% gefallen. 

Der Rückgang der Anleihen-Renditen begünstigte erneut die Wachstumswerte, während Finanzwerte durch die Bedrohung ihrer Margen schwächer performten. Der technologielastige Nasdaq Composite Index schnitt somit deutlich besser ab und verzeichnete seinen vierten Wochengewinn in Folge, während der Dow-Jones-Index sogar einen kleinen Verlust verzeichnete. 

Für diese Woche stehen Konjunkturdaten im Vordergrund, während von Unternehmensseite nach dem Abschluss der Berichtssaison keine wichtigen Termine mehr anstehen. So werden z.B. in den USA oder in Deutschland die Produzentenpreise veröffentlicht, die einen weiteren Hinweis auf die Entwicklung der Input-Preise geben werden. Ebenfalls tagt diese Woche das Fed-Board, wonach in der anschließenden Pressekonferenz die Gedanken zur Geldpolitik veröffentlicht werden. Die Marktteilnehmer werden insbesondere Hinweise auf ein mögliches Tapering mit Argus-Augen beobachten.

Am 16.04.2021 wurde beschlossen, die Aktiengewichtung in den gemischten Mandaten auf den unteren Bereich von „Übergewichtet“ zu reduzieren, um Gewinne mitzunehmen. Seither bewegte sich der Markt im Wesentlichen seitwärts. Wir sind aber weiter optimistisch für den Aktienmarkt und belassen die „Übergewichtete“ Allokation unverändert.

ANLEIHEN

Das Highlight der abgelaufenen Woche war die Sitzung der Europäischen Zentralbank. Wenig überraschend kam es zu keiner Veränderung bei den Zinsen. Die Leitzinsen sind weiterhin bei 0% und der Einlagezinssatz verbleibt bei -0,5%. Das Anleihekaufprogramm PEPP bleibt in der Höhe von 1,85 Billionen bestehen und die Anleihekäufe bleiben auf dem aktuellen Niveau in der Höhe von wöchentlich EUR 20 Mrd. Die Inflationsprognosen wurden für die Jahre 2021 (1,9% vs. 1,5%), 2022 (1,5% vs. 1,2%) etwas angehoben und bleiben für 2023 (1,4% vs. 1,4%) unverändert. Auch das BIP Wachstum wurde im Jahr 2021 (4,6%) und 2022 (4,7%) erhöht. 

In der letzten Woche kam es zu einem bemerkenswerten Rückgang der Renditen von US Treasuries von 1,63% auf 1,49% und einem etwas geringeren Rückgang bei Euro Staatsanleihen. Daran änderte auch die Sitzung der EZB und die US-Inflationsdaten, die mit einem Wachstum von 5% höher als erwartet ausfielen, wenig. Momentan setzt sich am Markt das von der FED und der EZB gezeichnete Bild durch, dass die aktuell höheren Inflationsraten sich mittelfristig wieder normalisieren werden. Es handle sich dabei Großteils um Basiseffekte durch die Covid Pandemie, welche nicht langfristig bestehen werden. Für einen weiteren Anstieg der Inflationserwartungen in der Eurozone müssten sich die Konjunkturdaten und die Situation am Arbeitsmarkt zumindest wieder auf das Niveau vor der Covid Krise hin entwickeln bzw. darüber hinausgehen, damit es zu einem mittelfristigen Anstieg der Inflation kommt. In den USA sieht die Situation bezüglich Inflation etwas differenzierter aus, weil Präsident Biden ein langfristiges Investitionsprogramm umsetzen will, dessen Größe alles Bisherige übersteigt, wodurch eine höhere Inflation auch länger bestehen bleiben könnte. 

Bei italienischen Staatsanleihen kam es in den letzten zwei Wochen mit den fallenden Renditen in der Eurozone wieder zu einer Verringerung der Risikoaufschläge. Diese Entwicklung ist gut nachvollziehbar, weil gerade Italien mit seiner hohen Verschuldung von einem fallenden Renditeniveau profitiert. Der höhere laufende Carry gegenüber deutschen Staatsanleihen beträgt bei 10-jährigen Anleihen noch immer über 1%.

Wir bestätigen unsere derzeitige Untergewichtung in Anleihen, die zusätzlich durch kurze Duration Positionierung unterstützt wird. Weiterhin gehen wir von einer Outperformance von Unternehmensanleihen sowie Fremdwährungsanleihen und Emerging Markets Anleihen in lokaler Währung gegenüber Euro Staatsanleihen aus. Inflationsgeschützte Anleihen bieten weiterhin Schutz bei einem Anstieg der Inflation und könnten von einer Verbesserung der konjunkturellen Situation profitieren.

WÄHRUNGEN

Da die Sitzung der Europäischen Zentralbank keine großen Überraschungen brachte, kam es auch zwischen dem Währungspaar EUR und USD in den letzten zwei Wochen zu keinen größeren Veränderungen. (aktuell 1,2133) Ob sich diese Entwicklung auch nächste Woche fortsetzen wird, hängt unter anderem von der Notenbanksitzung der amerikanischen FED ab. Sollte diese an ihrem Kurs festhalten, dass es sich beim jüngsten Anstieg der Inflation um ein temporäres Phänomen handelt und damit keine Anzeichen eines früheren Taperings abzeichnen, könnte der USD weiterhin in einer Seitwärtsbewegung bleiben. In diesem Fall profitieren Euro-Investoren in USD-Anleihen alleine schon vom Zinslauf. 

Norwegische Kronen konnten in den letzten zwei Wochen die stärkste Bewegung der G10 Währungen gegenüber dem Euro hinlegen (+1,19%). Im Markt wird im frühen zweiten Halbjahr eine Leitzinserhöhung der Notenbank erwartet, was die positive Währungsentwicklung unterstützt. Lediglich etwas schwächer als erwarteten Inflationszahlen könnten die Leitzinserhöhung nach hinten verschieben, dies könnte die NOK etwas unter Druck bringen.

Auch wenn die bisherige EUR/USD Entwicklung nicht ganz unseren Erwartungen entsprach, konnten wir mit den „rohstofflastigen“ Währungen (CAD, AUD, NOK) schöne Gewinne erzielen. Auch die Untergewichtung im japanischen Yen hat sich ausgezahlt. Wir gehen weiterhin von einem stärkeren USD gegenüber dem Euro aus, weil wir einen Anstieg der Renditen bei Treasuries erwarten, damit wird der US-Dollar für Investoren interessanter. Die starke Konjunkturdynamik in den USA spricht ebenfalls für einen stärkeren USD.