securities.lu: Klimawendekiller Inflation?

Die Inflation sinkt, doch noch belassen die Notenbanken die Leitzinsen auf Rekordhochs. Entsprechend bieten Staatsanleihen wieder gute Erträge – und graben damit manch grünem Investment das Wasser ab. „Die Inflation und damit hohe Zinsen gefährden die Energiewende mehr als alle politischen Widerstände“, sagt Stephan Blohm, Verwaltungsrat bei securities.lu. „Von der Politik sollte jetzt die Risikodifferenz ausgeglichen werden.“

„Wenn risikolose Anlagen die gleiche Rendite bringen wie risikobehaftete, fällt vor allem institutionellen Anlegern die Wahl leicht“, so Blohm. Staatsanleihen gelten als risikolos und die Inflation mit dem Umweg über die Notenbanken treibt die Verzinsung in die Höhe. „Wir sehen derzeit, dass immer weniger Projekte aus dem Bereich erneuerbare Energien auf dem Markt nachgefragt werden“, sagt Blohm. „Das ist aus Anlegersicht fast egal, gesellschaftspolitisch aber wenig hilfreich.“

Anleger suchen nach einer guten Verzinsung des eingesetzten Kapitals und messen sie am Risiko. „Je riskanter, desto höher sollte der gebotene Zins sein“, so Blohm. Benchmark ist dabei die Rendite der Staatsanleihen der großen Staaten, etwa Deutschlands und der USA. „Hier stehen mittlerweile mehr als vier Prozent Rendite zur Wahl“, sagt Blohm. „Manch ein Wind- oder Solarprojekt kann auch nicht mehr bieten.“

Dazu kommt, dass grüne Energiealternativen mit höherem Aufwand verbunden sind. Sie müssen entwickelt, gebaut und betrieben werden. „Dazu bedarf es eines recht hohen Kapitaleinsatzes zusammen mit dem Wissen, wie mit bürokratischen Hürden umzugehen ist“, sagt Blohm. Zudem gilt grüne Energie nach der Installation als günstige Energie und Abnehmer sind nur sehr bedingt bereit, höhere Investitionskosten im Preis adäquat mitzubezahlen.

Risikolose vier Prozent bei Staatsanleihen stehen also komplexeren und damit risikoreicheren Investments in erneuerbare Energien gegenüber. „Institutionelle und semi-professionelle Investoren berücksichtigen bei ihren Entscheidungen das Risiko-Rendite-Profil und sehen aktuell die Investition in Staatsanleihen als die mit besseren Aussichten“, sagt Blohm. „Das Engagement in den Aufbau neuer, grüner Energien wird zurückgefahren.“ Oder anders gesagt: „Der Staat mit seinen Anleihen torpediert die gesellschaftlich gewünschten Investitionen in die Klimawende.“

Das lässt sich aber leicht ändern: „Für eine nachhaltige und schnelle Energiewende müssen Sicherheiten geschaffen werden, beispielsweise hoheitliche Garantien und Bürgschaften, sodass die Investitionen weniger risikobehaftet sind“, so Blohm. „Wenn allein die bürokratischen Hürden verringert werden, rechnen sich bereits deutlich mehr Projekte.“