Die Inflationsrate bleibt hoch: Im Januar lag die Teuerung in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts bei 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. In der Eurozone lag die Inflationsrate laut Eurostat im Januar sogar bei 5,1 Prozent. Eine hohe Inflationsrate führt immer wieder zu der Diskussion, wie man sich als Sparer dagegen wappnet. Aus Sicht von Lutz Neumann, Leiter Vermögensverwaltung der Hamburger Sutor Bank, dürfte die Inflationsrate zwar weiter erhöht bleiben, doch für langfristig orientierte Anleger ändere sich nichts: „Am Aktienmarkt führt trotz anhaltender Volatilität und trotz bevorstehender Zinserhöhungen kein Weg vorbei“, sagt Neumann. „Anleihen mögen durch Zinserhöhungen zwar attraktiver werden und sind als stabilisierender Faktor in Portfolios sinnvoll, doch für einen Inflationsausgleich bedarf es einer stärker renditeorientierten Anlage“, ergänzt Neumann.
Inflation und schwankende Märkte risikoreich für kurzfristig orientierte Anleger
Verantwortlich für die hohe Inflation sind nach Einschätzung von Lutz Neumann unter anderem Basiseffekte, die auf die coronabedingte Senkung der Mehrwertsteuer vor einem Jahr und die damit einhergehenden sinkenden Preise bei vielen Gütern zurückzuführen sind. Dazu kommen kräftig gestiegene Energiepreise sowie Lieferengpässe. Auf Jahressicht lag die Inflation 2021 gemäß Statistischem Bundesamt bei 3,1 Prozent. Ein noch stärkerer Anstieg der Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt wurde zuletzt 1993 mit damals 4,5 Prozent gemessen. Im ersten Corona-Krisenjahr lag die Inflationsrate noch bei 0,5 Prozent. Für 2022 rechnet die Bundesbank mit einer Inflationsrate von 3,6 Prozent, für 2023 veranschlagt sie 2,2 Prozent.
Die Notenbanken haben die hohe Inflation im Auge – agiert wird jedoch unterschiedlich. Während die US-Notenbank Fed sich anschickt, ab März mithilfe von Zinserhöhungen die Inflation zu bremsen, verhält sich die Europäische Zentralbank EZB weiterhin abwartend. Auf ihrer Sitzung am 3. Februar teilte sie mit, dass man flexibel auf die weitere Inflationsentwicklung reagieren müsse – eine Zinserhöhung schon in diesem Jahr wird nicht explizit ausgeschlossen. Für März steht eine neue Inflationsprognose an, die Aufschlüsse über das weitere EZB-Vorgehen bringen dürfte.
Die größte Herausforderung sieht Marktexperte Lutz Neumann bei Aktienanlegern, die zu kurzfristig orientiert sind: „Aktuell kommt zu den höheren Inflationsraten eine ebenfalls erhöhte Volatilität am Aktienmarkt hinzu. Wer jetzt höhere Summen nur kurzfristig am Aktienmarkt parkt, könnte auf der einen Seite von Kursrückgängen betroffen sein, und müsste womöglich zudem eine deutliche Teuerung beim Konsum hinnehmen, etwa bei einem Autokauf“, sagt Neumann.
Wer jetzt Aktien aus längerem Bestand verkauft, dürfte damit in den vergangenen Jahren eine gute Rendite erzielt haben und sogar deutlich über der Inflationsrate von 3,1 Prozent im Jahr 2021 liegen. „Auch wenn die Performance an den Aktienmärkten in diesem Jahr schlechter ausfallen sollte als in den Vorjahren – je länger der Investmenthorizont ist, desto größer ist die Chance, mit Aktien mehr als einen Inflationsausgleich zu schaffen“, sagt Neumann. Anleger sollten gleichwohl stärker differenzieren nach langfristigen und kurzfristigen Investments. Denn grundsätzlich seien auf kurzfristige Sicht reine Aktieninvestments nicht empfehlenswert.
Statistik zeigt: Aktien sind langfristig als Inflationsausgleich sehr gut geeignet
„Langfristig orientierte Anleger sollten sich von derzeit hohen Inflationsraten und gleichzeitigen Marktschwankungen nicht verunsichern lassen, sondern dem Aktienmarkt treu bleiben. Ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass über längere Zeiträume hinweg mehr als ein Inflationsausgleich für Anleger verbucht werden konnte – und das trotz verschiedener Zinsänderungszyklen oder Marktverwerfungen aufgrund von ‚Schockereignissen‘ wie der Corona-Pandemie oder der Finanzkrise“, erklärt Lutz Neumann.
Auf Sicht von 15 Jahren erzielten Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland gemäß Wertentwicklungsstatistik des Fondsverbands BVI 5,8 Prozent pro Jahr, Aktienfonds global kommen auf 6,1 Prozent (per 31.12.2021). Auf 25 Jahre sind es sogar 6,7 Prozent (Aktienfonds Deutschland) beziehungsweise 7,1 Prozent (Aktienfonds global).