Sutor Bank: Börsen in Euphorie – aber Vorsicht für 2024

Die Aktienmärkte feiern Rekorde. Angetrieben durch die Zentralbanken, die sich mit Blick auf die Inflation auf der sicheren Seite wähnen. „Doch allein in Deutschland wurden in den vergangenen Wochen viele Beschlüsse gefasst, die die Preise sicherlich steigen lassen“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank. „Da ist bei aller Euphorie auch Vorsicht angebracht.“

In den vergangenen Wochen gab es gute Nachrichten von den Zentralbankern: Die Notenbanken der USA, des Euroraums, der Schweiz und Großbritanniens ließen ihre Leitzinsen unverändert. „Von der Fed und der Schweizer Nationalbank kommt sogar der Hinweis, dass Schluss ist mit weiteren Zinserhöhungen“, sagt Beil. Fed-Chef Powell deutet bereits drei Zinssenkungsschritte für 2024 an, die EZB sieht sich im Hinblick auf die Inflation auf einem guten Weg.

Der Markt feiert die Zinsfantasie und der DAX überbot erst kürzlich die nächste 1000er Marke von 17.000 Punkten, wenn auch zunächst nur knapp. „Vor diesem Hintergrund sind die Renditen am Rentenmarkt schon deutlich gefallen“, sagt Mathias Beil. „Zehnjährige US-Staatsanleihen notierten vor vier Wochen noch bei Renditen von mehr als fünf Prozent, inzwischen sehen wir Renditen von 4,05 Prozent.“ Und auch in Europa lief die Entwicklung ähnlich, Zinssenkungen sind also im Grunde schon eingepreist. „Doch genau das könnte den Märkten auf die Füße fallen, wenn sich zeigt, dass die Inflation doch nicht so schnell zurückgeht.“

Steigende Gebühren und Steuern sowie höhere Lohnforderungen als Inflationstreiber

Und das anzunehmen gibt es durchaus gute Gründe: „In Deutschland gilt seit Anfang Dezember ein Mautaufschlag von 200 Euro je Tonne CO2“, sagt Beil. Das verdoppelt annähernd nach Einschätzung der Logistik-Branche die Straßengebühren für Diesel-LKW. Im Januar steigt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder auf 19 von aktuell 7 Prozent, zudem wurden gerade diverse Maßnahmen beschlossen, um im Bundeshaushalt etwa 17 Milliarden Euro zu sparen. „Dazu kommen die Lohnforderungen der Gewerkschaften, die bereits zu hohen Abschlüssen geführt haben“, sagt Beil. „Dies wird ebenfalls wieder auf die Preise umgelegt werden“.

„In diesem Umfeld ist es schwer vorstellbar, dass die Inflation auf zwei Prozent fällt“, sagt Beil. „Das ist bei allem wünschenswerten Optimismus ein Damoklesschwert, das über den Kapitalmärkten schwebt.“ Rücksetzer am Aktienmarkt und am Rentenmarkt scheinen 2024 vorprogrammiert. Und das könnte dann die sowohl in den USA wie in Europa immer noch inverse Zinsstrukturkurve als Rezessionsindikator bestätigen.