Vates Invest: Die US-Wahl ist entschieden, das Twitterrisiko kommt zurück

Das Attentat auf Donald Trump hat den US-amerikanischen Wahlkampf im Prinzip beendet. Instinktpolitiker Trump hat ein Bild geschaffen, das ihm mit großer Wahrscheinlichkeit die notwendigen Stimmen sichert, um US-Präsident zu werden. „Die Börse wird eine erneute Präsidentschaft Trumps wie schon beim ersten Mal wenig emotional, sondern sehr pragmatisch beurteilen“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. „Und da stehen die Chancen auf einen gut laufenden Aktienmarkt nicht schlecht.“ Aber es gibt Einschränkungen. Trump hat in der Situation des Attentats seine Stärke als Instinktpolitiker bewiesen: „Wo andere sich weggeduckt hätten, hat er ein ikonisches Bild geschaffen, das sicherlich mit wahlentscheidend werden wird“, so Bente. „Wir waren schon längere Zeit der Auffassung, dass seine Wahlchancen bedeutend besser sind als die von Biden.“ Doch jetzt ist die Sache ausgemacht: „Wir legen uns jetzt fest: Die Wahl ist entschieden, Donald Trump wird Präsident“, sagt Bente. „Dementsprechend ist es wichtig zu schauen, welche Konsequenzen dies für Wirtschaft und Aktienmarkt haben wird.“ Die erste Präsidentschaft von Trump war eine positive Überraschung für den Aktienmarkt: „Die Steuerreform war aus Wirtschafts- und Aktienmarktsicht sehr vorteilhaft“, so Bente. „Und auf der anderen Seite hat er keinen großen Krieg angezettelt, was viele erwartet hatten.“ Und auch wenn dies für die zweite Amtszeit ebenfalls nicht zu erwarten sei: „Es gibt es zwei Problembereiche, die potenziell zu Gefahren für den Aktienmarkt führen können“, sagt Bente.  So wird ein Präsident Trump den zentralen bullishen Faktor mit der Steuerreform nicht wiederholen können. „Zudem steigt aus unserer Sicht die Gefahr potenzieller Unfälle, etwa Fehleinschätzungen anderer Regierungen und Diktatoren zu seinem Verhalten“, sagt Bente: Es wird wohl unter keinem US-Präsidenten der Beistand für Taiwan so fraglich sein wie unter Trump. Das wiederum könnte den chinesischen Präsidenten Xi ermutigen, den Versuch einer Wiedereingliederung Taiwans zu starten. „Wie auch immer sich die USA am Ende entscheiden würden, hätte das sicherlich sehr dramatische Konsequenzen für die Volkswirtschaften weltweit und für die Aktienmärkte“, sagt Bente. „Selbst eine Seeblockade Taiwans würde aufgrund der hohen Bedeutung im Halbleiterbereich zu weltweiten Konsequenzen führen, rezessive Tendenzen wären dann wohl unvermeidbar.“ Das ist als das große Risiko der zweiten Präsidentschaft Trumps zu sehen. Ansonsten liegen die Gefahren vor allem in der Persönlichkeit Trumps: Seine erste Präsidentschaft war von vielen emotionalen Eruptionen geprägt, die über Twitter in die Welt gesendet wurden und die regelmäßig zu Volatilität an den Aktienmärkten, wenn auch nicht zu großen Zusammenbrüchen, geführt haben. „Dies wird sicher zu deutlich höherer Volatilität am Aktienmarkt führen als unter Biden“, sagt Bente. Damit steigt die Notwendigkeit zu aktivem Risikomanagement, zumal drittens auch der Weg der Deglobalisierung weiter forciert werden wird. „Diese Entwicklung wird sich unter Trump beschleunigen und die strukturellen Inflationskräfte fördern“, sagt Bente. „Deshalb wird es unter einem Präsidenten Trump eine zweite Inflationswelle geben.“ Das wiederum birgt die Gefahr steigender Zinsen und damit wieder mehr Unsicherheit an den Aktienmärkten, mehr Volatilität.  „Wir sehen also gleich zwei volatilitätsbegünstigende Faktoren“, sagt Bente. „Zum einen die Persönlichkeit Trumps, sein Twitterrisiko.“ Dazu kommt das weitere Begünstigen der strukturellen Inflation. „Und wir sehen einen großen schwarzen Schwan, ein großes Risiko, wenn nämlich China sich durch Trump ermutigt fühlen sollte, Taiwan zu attackieren“, so Bente. „Wenn das ausbleibt, besteht durchaus die Chance für eine volatile Entwicklung, die vielleicht doch wieder auf einem höheren Aktienmarktniveau schließt als zu Beginn seiner Präsidentschaft.“ Im Falle des schwarzen Schwans ist das eher unwahrscheinlich.