Die Stimmung an der Börse steigt, Fondsmanager werden optimistischer. Der NAAIM-Index, der das misst, erreicht mit einem Stand von über 60 jetzt die Todeszone für Bärenmarktrallyes. „Wenn jetzt keine guten Nachrichten von der Makroseite kommen, kann das eine eisige Adventszeit an der Börse werden“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH.
Seit den Oktobertiefs hat der S&P 500 eine knapp über zwölfprozentige Rallye hingelegt, andere Indizes stiegen teilweise noch stärker. „Nachdem wir im Oktober ein ziemlich pessimistisches Sentiment hatten, hat sich das jetzt schon wieder deutlich entspannt“, so Bente. „Inzwischen sind wir schon wieder bei einem neutralen bis optimistischen Sentiment.“ Das zeigt sich etwa beim NAAIM-Index, einer wöchentlichen Umfrage der Non-Profit-Organisation „National Association of Active Investment Managers“ bei institutionellen US-Investoren. Dort wird abgefragt, wie hoch die Aktienquote gerade ist.
Der Index schwankt in der Regel zwischen null und hundert. Im Oktober lagen die Werte bei unter fünfzehn, das durchschnittliche Aktienexposure lag bei den befragten Managern also bei unter 15 Prozent. „Geringere Werte wurden etwa in der Corona-Rezession erreicht“, sagt Bente. Mittlerweile stieg der Index wieder über 60. „In Bärenmarktumfeldern ist die Zone zwischen 60 und 80 häufig die Todeszone, wo die Gegenbewegungen ihr Ende finden“, so Bente. „Für die ersten Anstiege aus einem pessimistischen Sentiment heraus – und das können durchaus die ersten zehn und mehr Prozent sein – müssen Makrodaten noch gar nicht so positiv sein.“ Hier läuft die Gegenbewegung aufgrund des pessimistischen Sentiments. In diese Gegenbewegung hinein wird das Sentiment naturgemäß aber wieder optimistischer. Das zeigt sich derzeit beim NAAIM-Index. „Jetzt braucht es für eine Fortführung wirklich positive Makroveränderungen“, so Bente. „Erst dann besteht Hoffnung für den Markt, dass er sich aus dem Bärenmarktumfeld verabschieden kann.“
Kommen jetzt keine positiven Makrodaten wie etwa ein Tritt auf die Zinsbremse bei der Fed, deutlich sinkende Inflationsraten oder positive Konjunkturdaten, gibt es außer dem Sentiment nichts, was den Markt nach oben treibt. „Und das reicht nicht“, sagt Bente. „Wenn das der einzige Faktor ist, der die Märkte nach oben getrieben hat, liegt bei einem Stand des NAAIM-Index zwischen 60 und 80 der Endpunkt einer Aufwärtsbewegung.“ Deswegen sterben Bärenmarktrallyes für gewöhnlich in diesem neutral-optimistischen Sentiment. Und hier liegen nicht nur der NAAIM-Index, sondern auch weitere Indikatoren.
Nur bei wirklich positiven Makroveränderungen könnte die Aufwärtsbewegung weitergehen. „Das ist aber zumindest aktuell noch nicht erkennbar“, so Bente. Dementsprechend existieren zunehmend Rückschlagrisiken für die Aktienmärkte und da hilft auch die häufig positive Weihnachtszeit nicht viel weiter. „In einem Umfeld, auf das wir gerade zusteuern, sinkt die Wahrscheinlichkeit für eine ausgeprägte Jahresendrallye deutlich. Mit anderen Worten: „Ohne gute Nachrichten von der Fed, den Zinsen oder der Konjunktur wird das ein eisiger Advent an den Börsen“, sagt Bente.