Die Märkte beobachten derzeit mit Argusaugen die Verhandlungen zwischen der US-Regierung und den Republikanern über die Anhebung der Schuldenobergrenze. „Doch das eigentliche Drama spielt sich auf einer ganz anderen Ebene ab“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. „Der Blick sollte sich schnell auf ganz reale Gefahren richten.“
Derzeit wird an den Märkten fast nur noch über die Schuldenobergrenze diskutiert. „Es ist natürlich richtig, dass im theoretischen Fall einer Nichteinigung das zu einem Ausfall von Zinszahlungen und damit zu einem Default der US-Staatsschulden führt“, so Bente. „Das wäre für das Weltfinanzsystem tatsächlich der GAU, gerade weil dann US-Papiere nicht mehr zur Deckung eingesetzt werden könnten. „Allerdings ist das natürlich ein absoluter Extremfall, dessen Konsequenzen so dramatisch sind, dass dies auch den politischen Führern bewusst ist“, sagt Bente.
Da derzeit eher einigungsbereite, gemäßigte Politiker sowohl in der US-Regierung wie bei den Republikanern das Wort führen, sollte eine Einigung hier gelingen. „Das wird auf einen Showdown in letzter Minute oder Sekunde hinauslaufen, es wird noch viel gefordert und gegeben, verhandelt und veröffentlicht werden, aber dann kommt die Einigung mit Sicherheit“, so Bente. Der Streit um die Schuldenobergrenze sollte die Märkte deshalb nicht ablenken von wesentlich wichtigeren und für den Aktienmarkt gefährlicheren Themen.
So droht gerade in den USA vonseiten des Arbeitsmarktes Gefahr. Nachdem der Housing Sektor bereits klar kontraktiv war und das produzierende Gewerbe seit Monaten schwächelt, besteht nun seit kurzer Zeit auch die reelle Gefahr, dass sich die wirtschaftliche Abschwächung in den Arbeitsmarkt überträgt. „Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sind zuletzt mehrere Wochen in Folge höher aufgelaufen als das eigentlich in einer intakten Konjunktur zu erwarten wäre“, sagt Bente. „Als ein wichtiger Vorlauf-Indikator für die Arbeitsmarktentwicklung entsteht hier gerade im Schatten der Schuldengrenzendebatte eine potenziell sehr problematische Situation.“ Die länger befürchtete und dann durch überschäumenden Optimismus fortgespülte zweite, konjunkturell getriebene Abwärtswelle, könnte dann mit Macht einsetzen. „Das wäre im Übrigen auch die klassische Reaktion auf die bisherigen Zinserhöhungen der Notenbanken“, so Bente. „Hier wären neue Jahrestiefs allemal möglich.“