Vates Invest: Zweite Amtszeit für Fed-Chef Powell

Statt die Favoritin der eigenen Partei zu berufen, gewährt US-Präsident Joe Biden Fed-Chef Jerome Powell eine zweite Amtszeit. „Damit entscheidet sich Biden für den etwas weniger schwachen Fed-Präsidenten“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. „Und er zeigt damit, dass die Angst vor der Inflation stärker in der Politik Einzug gehalten hat.“

Große Teile der demokratischen Partei hätten es lieber gesehen, hätte Biden Lael Brainard zur neuen Notenbank-Chefin berufen. „Sie wäre noch mehr als Powell eine Taube gewesen, eine Verfechterin eines wenig ambitionierten Kurses in der Inflationsbekämpfung“, sagt Bente. Aber auch Powell ist nicht derjenige, der für volle Härte im Kampf gegen Inflation und Staatsverschuldung steht. „Jerome Powell hat sich als willfähriger Fed-Chef gezeigt, das bringt ihm jetzt die zweite Amtszeit“, so Bente. Die Berufung Brainards wäre zwar folgerichtig, zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber das falsche Signal gewesen. Insofern zeigt Biden Nerven und stellt sich gegen die Wünsche der eigenen Klientel.

„Die Verlängerung für Powell zeigt, dass die Angst vor der Inflation in der Politik angekommen ist“, sagt Bente. „Genau wie alle schwachen Fed-Chefs vorher wird auch Powell gezwungen sein, dem Zeitgeist nachzugeben.“ Wenn also die US-Amerikaner die steigenden Inflationsraten als Bedrohung wahrnehmen, wird die Politik reagieren und die Fed zumindest moderat gegensteuern müssen. „Nicht, weil es der Überzeugung von Powell entspricht, der auf dem Inflationsauge eigentlich blind ist“, so Bente. „Sondern um Handlungsfähigkeit zu demonstrieren, wo eigentlich gar keine Aktion gewünscht ist.“

Grundsätzlich bedeutet die Entscheidung für Powell marginal schlechtere Aussichten für den Aktienmarkt. „Die Taube Brainard wäre das Signal für ein vollständiges ‚weiter so‘ gewesen“, sagt Bente. „Powell wird die Schrauben zumindest ein wenig anziehen.“ Das hat sich an den Märkten auch schon in einem leichten Nachgeben gezeigt. „Die Märkte werden derzeit fast ausschließlich von der extrem lockeren Notenbankpolitik getrieben, auch die Staaten profitieren und können sich dank negativer Realzinsen entschulden“, so Bente. „Und Powell wird am Ende dafür sorgen, dass die Märkte ihre Droge des billigen Geldes weiter erhalten.“