Der Bullenmarkt des Jahres 2021 wurde ab dem zweiten Quartal nicht mehr von der Breite der Unternehmen getragen, sondern nur noch von wenigen, großen und in Indizes wie dem S&P 500 hoch gewichteten Firmen. „Diese sind fast alle im BigTech und damit im Growth-Segment zu finden“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. „Das macht sie und damit die Märkte anfällig für eine restriktivere Geldpolitik.“
Apple, Microsoft, und Alphabet sind einige der Tech-Riesen, die die Märkte 2021 nach oben trieben, und auch Tesla war ein wichtiger Faktor für den S&P 500. „Das alles sind Wachstumsunternehmen, deren Bewertungen zu einem nicht geringen Teil auf Schätzungen zukünftiger Gewinne beruhen“, sagt Bente. Sie haben die Indizes nach oben getrieben – in den vergangenen drei Quartalen 2021 fast im Alleingang. „Die Breite der US-Aktien blieb hinter den großen Tech-Firmen zurück – auch wenn hier viele immer noch sehr gut performten und das auch in Zukunft tun werden“, so Bente.
Die Tech-Werte im S&P 500 oder im Nasdaq konnten so stark zulegen, weil die Geldpolitik der Fed stimulativ und damit der Zins als ein bestimmendes Element der Bewertung so überaus niedrig und wachstumsfreundlich ausfiel. „Zukünftige Gewinne werden bei Growth-Werten mit dem aktuellen Zinssatz in die Gegenwart diskontiert“, sagt Bente. „Bei einem Zins nahe Null lässt sich damit fast jede noch so hohe Bewertung rechtfertigen.“ Doch wenn der Zins ein bestimmender Faktor ist und wenn niedrige Zinsen gut sind für die Tech-Firmen, was passiert dann bei steigenden Zinsen?
„Wenn der Markt Liquiditätsverknappungen durch eine weniger lockere Geldpolitik erwartet, dann werden die Bewertungen unter Druck kommen“, sagt Bente. Für 2022 hat die US-Notenbank nun aber bereits nicht nur mehrere Zinsschritte, sondern auch das Quantitative Tightening, also das Abschmelzen ihrer Bilanz, angekündigt – was darüber hinaus auch schon wesentlich früher beginnen soll, als dies beim letzten Zinserhöhungszyklus ab 2015 der Fall war.
Dies alles wird zu einer Neubewertung der Growth-Werte führen, die bereits begonnen hat. „Solange sich die Fed hier in einem vernünftigen Rahmen bewegt, steigen zwar die Risiken, es kommt aber nicht zum Absturz der Tech-Firmen“, sagt Bente. „Wenn die Fed aber übersteuert und zu viel Liquidität entzieht, dann wird es heftigere Kursrückgänge geben.“ Das trifft die Firmen, die in den beiden vergangenen Jahren maßgeblich den Markt zum Bullenmarkt gemacht haben, daher werden auch die Indizes Federn lassen.
„Aus den Engeln der Märkte werden so schnell gefallene Engel“, sagt Bente. „Da diese Unternehmen mit zum Teil hohen Gewichtungen in manchen Portfolios liegen, droht auch hier Gefahr für Anleger.“ Denn was in den vergangenen beiden Jahren für gute Performance sorgte, dreht sich dann ins Gegenteil.
„Die Fed treibt die Growth-Werte in einen Jo-Jo-Effekt“, so Bente: „Wenn die Fed irgendwann merkt, dass sie übersteuert hat, dass die Konjunktur lahmt, dann wird sie wieder zu einer lockereren Geldpolitik zurückkehren.“ Das Jo-Jo könnte dann sich wieder nach oben bewegen.