Capital Group: Pflicht zum Wandel

Digitalisierung, Lieferengpässe, Klimawandel, globale Konflikte; Unternehmen sehen sich gravierenden Veränderungen ausgesetzt. „Die-Covid-19-Pandemie wirkt da wie ein Katalysator,” schreibt Matthias Mohr, Managing Director für Financial Intermediaries bei Capital Group. Denn Anpassungsfähigkeit sei maßgeblich für Wachstum und einige Unternehmen könnten größere strukturelle Veränderungen besser nutzen als andere.

Multinationals: Flexibel und anpassungsfähig
Bei Unternehmen, die sich besonders gut auf die Veränderungen unserer Zeit einstellen können, denkt Mohr besonders an die sogenannten Multinationals: „Weltweit operierende Konzene haben besondere Eigenschaften, die ihnen einen effizienten Umgang mit Veränderungen ermöglichen.” Grundgedanke: Wer in unterschiedlichen Ländern und Märkten aktiv ist, verfügt auch über eine immer globalere Mitarbeiterschaft. „Dadurch entdecken auch die Unternehmen stets die neusten lokalen Trends, sodass sie schnell auf neue Kundenpräferenzen reagieren können.“

Angesichts ihrer engen Beziehungen zu Kunden, Zulieferern und häufig sogar Regierungen sei es nicht überraschend, dass Multinationals weiterhin ein vielversprechendes Segment des internationalen Aktienmarktes seien. „In den letzten 20 Jahren haben sich multinationale Unternehmen insgesamt besser entwickelt als der globale Aktienmarkt,“ analysiert Mohr. Der Experte nennt drei Beispiele, wie erfolgreiche Multinationals drängende Probleme gelöst hätten:

1. Lieferengpässe
Bei vielen Unternehmen stünde der Umgang mit Lieferengpässen aktuell ganz oben auf der Agenda. Dauerhafter Arbeitskräftemangel sowie der enorme Anstieg der Preise für Rohstoffe, Energie und Transport hätten die Kosten in die Höhe getrieben und würden die Margen der Unternehmen belasten. „Einige Unternehmen haben bereits innovative Lösungen gefunden,“ sagt Mohr. „Carrier Global aus den USA ist Marktführer im Bereich Heizungs-, Klima- und Kältelösungen. Das Unternehmen hat im Laufe des Jahres 2021 seine Preise einige Male angehoben und an die steigenden Kosten angepasst.“ 

Ein weiterer Schwerpunkt sei der Aufbau einer stabilen Lieferkette gewesen, wozu Carrier eine virtuelle globale „Lieferkettenwache“ eingerichtet habe, die 24 Stunden besetzt ist, um akute Probleme mit Zulieferern zu lösen. Carrier habe sich dazu auf den Kauf bestimmter Rohstoffe im Produktionsland konzentriert, um Transportkosten zu senken und die Struktur zu vereinfachen. Auch eine verstärkte Automatisierung durch Erhöhung der automatisierten Fertigungsstunden um 50 Prozent auf mehr als 3 Millionen habe positive Effekte gezeigt.

2. Steigende Erwartungen an Unternehmen, verantwortlich zu handeln
Gerade an Unternehmen aus dem Nahrungsmittelsektor stellt die Gesellschaft den Anspruch, zur Senkung der CO2-Emissionen beizutragen, indem sie Infrastruktur und Nahrungsmittelproduktion entsprechend reformieren. Das Multinational Nestlé sei ein Unternehmen, das sich genau dies vorgenommen habe. „Nestlé stellte im Dezember 2020 sein ESG-Programm vor, mit dem das Unternehmen bis 2050 Netto-Nullemissionen erreichen will,“ sagt Mohr. Das Programm erfordere hohe Investitionen, weshalb Nestlé in den nächsten fünf Jahren vier Prozent seiner Umsatzerlöse für sein ESG-Programm ausgeben wird. Das entspreche 3,6 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Maßnahmen des ESG-Programms beinhalten, Strom innerhalb der nächsten fünf Jahre zu 100% aus erneuerbaren Quellen zu beziehen und bis 2025 alle Verpackungen recyclingfähig oder wiederverwendbar zu machen. Nestlé strebe außerdem CO2-Neutralität mehrerer Marken innerhalb der nächsten Jahre an. „Interessanterweise bedeutet dieses Programm keinerlei Margeneinbußen für Nestlé; die Finanzierungskosten sinken, und die unternehmensweiten Margen steigen,“ berichtet Mohr.

3. Digitaler Wandel, nicht nur bei Big-Tech
Im Rahmen der Corona-Pandemie hätten Unternehmen ihre Digitalisierung beschleunigen müssen, doch schon zuvor habe sich der digitale Wandel nicht nur auf die großen Technologieunternehmen beschränkt. Viele Unternehmen, die zur Old Economy zählen, hätten bereits in Technologie investiert, um sich neu zu erfinden und ihre Geschäfte zukunftsfähig zu machen. 

„Die Baumarktkette Home Depot ist dafür ein gutes Beispiel,“ erläutert Mohr. „Das Unternehmen betrieb traditionell riesige Märkte mit hochwertigen Produkten und kompetenten Personal.“ Das Modell sei sehr erfolgreich gewesen, doch auf Grund veränderter Ansprüche der Kunden, habe Home Depot 2017 mit einer mutigen Strategie begonnen. „In drei Jahren hat das Unternehmen über 11 Milliarden US-Dollar investiert, um ein eher digitaler Konzern zu werden.“ Das Ziel sei eine einheitliche Kundenerfahrung online und in den Märkten vor Ort gewesen. „Dank seiner aktiven Digitalisierungsstrategie war das Unternehmen gut auf die Folgen von COVID-19 vorbereitet,“ sagt Mohr. Home Depot habe dadurch die enorme Nachfrage nach Renovierungen, während der längeren Lockdown-Phasen bedienen können und daher hätten die Onlineshops von Home Depot 2020 einen Besucherrekord verzeichnen können. Auch die Onlineumsätze seien im Vergleich zum Vorjahr um 86 Prozent gestiegen; der Gesamtumsatz habe rund 20 Prozent zugelegt

„Multinationals sind in der Lage die langfristigen Veränderungen der Weltwirtschaft über mehrere Generationen hinweg voranzutreiben, zu gestalten und letztlich davon zu profitieren,“ resümiert Mohr. Mit einem Portfolio das Positionen in ausgewählten jungen und etablierten Multinationals beinhaltet, von denen viele anpassungsfähig und stabil sind, könnten also auch Anleger von diesen langfristigen Entwicklungen profitieren.