NFT: die Chance der Nerds auf Teilhabe an der Kunst

Es gibt nur sehr wenige Künstler, deren Werke Millionen wert sind. Und die wenigsten davon leben. Doch gerade entsteht eine neue Darreichungsform der Kunst: NFTs. Solche digitalen Besitzrechte wechseln für Beträge den Besitzer, von denen die Künstler der realen Welt nur träumen können. Hier handelt es sich um die Machtdemonstration der Digitalen gegenüber einem Kunstbetrieb, der das Nerdtum bislang eher mit Ignoranz strafte. Die Könige des Digitalen schlagen zurück.

Teurer als Gerhard Richter, ironisiert von Elon Musk – NFTs spielen in der obersten Liga mit. Und sie machen digitale Kunst zum ersten Mal wirklich handelbar. So mag es zwar millionenfache Kopien eines Werkes geben. Echt ist nur das eine, das auf der Blockchain eingetragen ist. Es ist fälschungssicher, es ist unzerstörbar, viele Vorteile also gegenüber analoger Kunst. 

Aber warum sollte NFT-Kunst wertvoller sein als der reale Markt? Das kann nun schlicht der Effekt von Angebot und Nachfrage sein, denn der Markt regiert auch am Kunstmarkt. Und es ist viel Geld unterwegs, das in den diversen Lockdowns nicht ausgegeben werden konnte. 

Es kann auch daran liegen, dass anders als beim analogen Kunstkauf und -verkauf kein Preisbeobachter, kein Mittler zwischen Käufer und Verkäufer geschaltet ist. Wer zu einem bestimmten Preis kauft, tut das auf eigenes Risiko, unberaten und ohne den Sachverstand der etablierten Kunstmittler. Denn diese wirken auf den ein oder anderen durchaus abschreckend, spielen sich manche doch zum Gatekeeper zwischen Kunst und Käufer hoch. 

Es ist aber auch einer Lust an der Übertreibung geschuldet. Digitale Spielkinder beherrschen den Markt. Manche von ihnen haben schon auf dem analogen Kunstmarkt Erfahrungen gesammelt. Sie verfügen über das Geld und sie streben nach Einzigartigkeit. Und wenn ein NFT eines ist, dann einzigartig. Es ist ein wahrscheinlich gutes Gefühl, das einzig „echte“ Werk zu besitzen. 

Die NFTs haben aber auch abseits der Preisübertreibungen oder der neuen Preisfindungsprozesse echte Vorteile: Ohne Mittler bleibt mehr Geld beim Künstler. Und es kann sein, dass er immer wieder an seinem Werk verdient. Denn die smart contracts auf der Blockchain erlauben es, bei jedem Weiterverkauf einen bestimmten Prozentsatz des Kaufpreises zu vereinnahmen. Insofern mag es schon sein, dass die NFTs die Zukunft des Kunsthandels darstellen. Für Künstler sind sie allemal interessant, die Käufer werden den direkten Zugang schätzen. Jetzt ist die Frage nur, wie eine Sammlung von NFTs aussehen wird. Aber da werden auch schon bald die ersten interessanten Ideen auftauchen.