Auf einer Blockchain lassen sich einfach und sehr transparent Werte abbilden, in kleinste Teile zerlegen und handelbar machen. Das spart Kosten, viele Mittler, die daran verdienen, werden überflüssig, die Transaktionen werden günstiger. Können Token daher zu einer echten Konkurrenz für Aktien- oder Rentenpapiere werden? Und werden sie dann mit Bitcoin & Co. bezahlt statt mit Euro?
Antworten auf diese Fragen geben Karsten Müller, Geschäftsführer der ChainBerry Asset Management GmbH, Leonard Zobel, Geschäftsführer der bitmeister GmbH, und Uwe Zimmer, Geschäftsführer der Fundamental Capital GmbH:
„Durch die Digitalisierung wird die gesamte Finanzbranche eine gewaltige Umwälzung erleben“, so Müller. Gerade weil Token bereits für sehr kleinvolumige Assets geschaffen werden könnten. Statt sich an ganzen Unternehmen oder riesigen Mischkonzernen zu beteiligen, wäre es dann auch möglich, nur für eine Sparte, eine Abteilung oder sogar nur eine einzelne Maschine Token auszugeben und investierbar zu machen. „So steigt die Anzahl und das Gesamtvolumen der weltweit investierbaren Assets um ein Vielfaches“, sagt Müller.
Es müsse regulierte, sichere Handelsplattformen geben. „Genau wie für Kryptowährungen benötigen Investoren auch für den Handel mit Token einen Weg, der einfach, komfortabel und sicher ist“, sagt Zobel, der mit bitmeister eine Börse für Krypto-Assets aufbaut. „Gerade für institutionelle Investoren ist das entscheidend für einen echten Eintritt in den Markt.“ Für den Handel mit Kryptowährungen starten in den kommenden Wochen einige Angebote. „Ganzheitliche Börsen, die nicht nur den Handel mit Bitcoin & Co., sondern auch den mit Security Token anbieten, geben dann wahrscheinlich ein paar Monate später den Startschuss für eine komplett neue Form des Investierens“, sagt Zobel. Für alle Blockchain-basierten Transaktionen werde das gehandelte Volumen deutlich zunehmen.
Das hat weitreichende Folgen: Während bereits auf einer sehr kleinvolumigen Ebene eine wirtschaftliche Zerlegung möglich ist, kann der Prozess des Zusammenfassens von Digital Assets zu einem diversifizierten Portfolio auf der letzten Stufe stattfinden – direkt beim Anleger. Da digitale Assets beliebig teilbar sind, funktioniert das sogar für Kleinstbeträge. Der Anleger kann mit fünf Euro weltweit investieren.
Ein Kleinanleger kann sich also ein Portfolio zusammenstellen, das aus vielen hochinteressanten Einzelinvestments besteht, die heute nur professionellen Anlegern angeboten werden. Eintrittshürden in die Geldanlage entfallen, es wird möglich, jede beliebig kleine Summe auf fast beliebig viele Einzeltitel aufzuteilen. Eine schöne neue Anlagewelt, die demokratischen Zugang für alle zu allem bietet. Das Problem: „Schon heute sind die meisten Investoren – auch die professionellen – überfordert damit, alle Anlagemöglichkeiten zu kennen, sie zu bewerten und zu handeln“, sagt Zimmer. Jetzt kommen bald Millionen neuer Anlageobjekte dazu. „Wenn alles so bleibt wie heute, wird der Anbieter mit dem größten Marketing-Budget auch das größte Stück vom Anlagekuchen abbekommen“, so Zimmer. Das aber ist nicht immer passend für den Anleger.
So werde es ganz neue Funktionen geben, die die unübersehbare Menge an Investitionsmöglichkeiten sichtet, bewertet und für den Privatanleger einordnet. „Angesichts der Datenmengen wird dies nur noch unterstützt durch künstliche Intelligenzen funktionieren“, so Zimmer. Es werden sich also neben Blockchain-Anbietern von Investitionsgütern auch hochspezialisierte Berater formieren. „Und der Rest, der heute so vielen Jobs in der Finanzindustrie, wird sich langsam aber sicher auflösen.“