Bitcoin: Hype 2.0

Die Kryptowährungen sind in den vergangenen Wochen ihrem Ruf als Achterbahnen gerecht geworden. Der steile Anstieg führte diesmal auf fast 35.000 Dollar je Bitcoin – und zurück auf 28.000. Mittlerweile pendelt er um die 30.000 Dollar – was immer noch eine Vervierfachung seit Anfang 2020 bedeutet. Willkommen im Krytohype 2.0.

Glücklich also, wer bei dem starken Anstieg dabei war. Bitcoin wäre eine echte Alternative zu Tesla gewesen – wobei Kryptowährungen zumindest keine Verluste machen. Allerdings stehen bei Kryptowährungen auch keine realen Werte zu Buche, keine Fabriken, keine Immobilien, keine Patente, keine Produkte. Bitcoin & Co. sind virtuell, körperlos, unanfassbar. Wert eigentlich nur das, was es an Strom kostet, sie zu erzeugen.

Unfassbar, welcher Hype einmal mehr über das Stromgeld hereinbrach. Ein solch schneller Anstieg ist immer ungesund. Auch wenn die Zahl der Bitcoin begrenzt ist, bedeutet das doch nicht, dass die Menschen Bitcoin brauchen oder wollen. Es ist also die hohe Zeit der Spekulanten, die die Kurse nach oben treiben. Die eine sich selbst erfüllende Prophezeiung schaffen und daran verdienen. Denn es geht um zwei Dinge bei der Nachfrage: brauchen und wollen.

Die Spekulanten wollen den Bitcoin, sie setzen auf Wertsteigerung. Doch anders als aus Gold, dessen Wert ebenfalls nur im Übereinkommen der Menschen liegt, dass sie Gold wollen, lässt sich aus Bitcoin kein Schmuck schmieden, keine Münze prägen und lassen sich noch nicht einmal hohle Zähne füllen. Einen Gebrauchswert an sich hat der Bitcoin also nicht.

Oder besser gesagt noch nicht. Denn die Sache mit dem Brauchen entwickelt sich gerade. Immer mehr Maschinen oder künstliche Intelligenzen übernehmen die Abwicklung von Geschäften. Kleine, überschaubare, im Rahmen eine begrenzten Verfügungsmacht liegende zwar nur, aber eben immer mehr. Kleinbeträge für Dienstleistungen etwa bei der Wartung von Anlagen werden zwischen Maschinen ausgehandelt, in Rechnung gestellt und kassiert. Da sind Kryptowährungen extrem hilfreich, sind sie doch zum einen beliebig teilbar und zum anderen auf der Blockchain auch jederzeit nachvollziehbar.

Die Technologie Blockchain erlaubt es, diese Geschäfte nachvollziehbar zu machen, die Wertstellung an Bedingungen zu knüpfen und ermöglicht so das Zeitalter der autonom miteinander agierenden Maschinen. Natürlich könnte auch der Kühlschrank zuhause die notwendige Menge Milch oder Hafermilch nachbestellen und in Bitcoin zahlen. Da aber wäre der Aufwand für die wenigen Geschäftsvorfälle dann doch – noch – zu groß. Es kann also sein, dass Bitcoin & Co. in Zukunft auch wirklich gebraucht werden, dass sie sich vom reinen Spekulationsobjekt zu einem Gebrauchsgut wandeln. Einer Verrechnungseinheit, die man allerdings erst einmal einkaufen muss, um damit zu handeln. Sollte tatsächlich dem Bitcoin oder einer anderen der großen, bestehenden Kryptowährungen diese Rolle zufallen, wird der Hype 2.0 nahtlos in den 3.0 und 4.0 übergehen, die Nachfrage wird enorm steigen. Es mag aber auch sein, dass neue Verrechnungseinheiten geschaffen werden, die vielleicht noch geeigneter sind oder technisch besser aufgestellt. Bis dahin aber hält die Phantasie den Hype am Leben.