Wasserstoffaktien: Explosionsgefahr

Wasserstoff als Energieträger weckt größte Hoffnungen. Und zwar sowohl bei Klimaschützern wie Investoren. Während der Klimaeffekt aber noch auf sich warten lassen dürfte, haben sich viele Anleger schon kräftig gefreut. Und immer noch sind Wasserstoffinvestments interessant.

Plus 800, plus 700, plus 600 Prozent, so lesen sich die Performance-Zahlen im Wasserstoffbereich. Plug Power, McPhy Energy und FuelCell Energy heißen die Top 3-Performer des Börsenjahres 2020. Kein Wunder, dass die Begehrlichkeiten groß sind. Kein Wunder aber auch, dass sich immer mehr auch Warnungen unter die Empfehlungen mischen.

Die Warnungen zielen auf zwei Themen und beide sind nicht von der Hand zu weisen. Zum einen: die Performance der Aktien ist enorm, was soll da noch kommen, wie beim ersten H2-Hype rund um das Jahr 2000 wird auch diese Blase platzen. Und zum anderen: Wasserstoff ist nicht so grün, wie alle denken, es wird keinen nachhaltigen Effekt geben, also auch keinen Boom. Beide Argumente sind eng verbunden. Denn es stimmt ja: nur wenn sich ein stabiler Trend in eine Wasserstoffwirtschaft bildet, werden auch die Unternehmen davon profitieren, Geld verdienen und Anleger anziehen. Mit anderen Worten: für weiter steigende Kurse sorgen.

Wie aber schaut es denn aus mit dem Trend zum Wasserstoff? Bereits einmal wurde die Technologie zur Zukunft der Energie ausgerufen. Ballard Power war damals bereits einer der großen Spieler und stürzte gewaltig ab, als die Blase platzte. Denn aus heutiger Sicht war weder die Klimadebatte weit genug gediehen noch die Infrastruktur und genauso wenig die zugrundeliegende Technik. Diese Themen sind aber weitgehend ausgeräumt.

Die Klimadebatte hat sich tief in der Gesellschaft verankert, Nachhaltigkeit wird von der EU großgeschrieben und vorgelebt, auch und gerade im Kapitalmarkt. Technologien, die einen Ausstieg aus der CO2-Last ermöglichen, sind gefragt wie nie. Die Wasserstoff-Technik ist wesentlich weiter ausgereift, Tests laufen erfolgreich genau wie regionale und überregionale Pilotprojekte. Die Infrastruktur wird sich entwickeln, wenn der politische Wille da ist, das ist eindeutig an der E-Mobilität zu sehen. Staatliche Anreize als Start, dann klappt es auch mit den H2-Tankstellen.

Schwerer auszuräumen sind die Bedenken wegen der Herstellung des Wasserstoffs. Wird zur Elektrolyse grüner Strom eingesetzt, weist Wasserstoff eine großartige CO2-Bilanz auf. Kommt der Strom aus Kohlekraftwerken, sieht es finster aus. Da grüner Strom noch eine Weile nicht in den Massen verfügbar sein wird, wie das für eine umfassende Wasserstoffwirtschaft notwendig wäre, bleibt eine zeitliche Lücke. Das ist nicht schlimm, da an der Börse Zukunft gehandelt wird. Die Frage ist nur: wird heute bereits eine Zukunft gehandelt, die noch zu lange auf sich warten lässt? Das mag sein, es mag auch bei den Performance-Zahlen mal nach unten gehen, auch deutlich. Aber auf mittlere Sicht schon werden die wenigen, heute verfügbaren Wasserstoffaktien angesichts der steigenden Nachfrage wieder explodieren.