An der Börse und bei Sportwettkämpfen werden Rekorde gern gefeiert. Beim Klima hingegen sorgen sie für Bestürzung. So wie im Juli: Laut Weltwetterorganisation WMO war der vergangene Monat der wärmste je gemessene Monat. „Die Daten sind eine laute Mahnung an die Regierungen der Welt, ihre Bemühungen bei der Umstellung auf Erneuerbare Energien deutlich zu verstärken“, kommentiert Markus W. Voigt, CEO der aream Group. „Auch in Europa muss mehr geschehen.“
Weltweit war es noch nie so warm wie im Juli. Bereits die ersten drei Wochen des Monats brachen den Rekord von 2016, berichtete die WMO. Der weltweit heißeste Tag war der 6. Juli 2023 mit einem Durchschnitt von 17,08 Grad. Knapp dahinter lagen der 5. und der 7. Juli. An mindestens 17 Juli-Tagen wurde der alte Rekord vom 13. August 2016 (16,8 Grad) übertroffen. „Die Ära der globalen Erwärmung ist vorüber“, warnte UN-Generalsekretär António Guterres. „Die Ära des globalen Kochens ist angebrochen.“
Auch in Deutschland lag die Durchschnittstemperatur im Juli mit 18,7 Grad über der der vergangenen Jahrzehnte, berichtete der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach vorläufiger Auswertung der Daten. Insgesamt war es im Durchschnitt 1,8 Grad wärmer als in der Periode 1961 bis 1990 und 0,4 Grad wärmer als zwischen 1991 bis 2020. Zwar brachte der Juli auch ungewöhnlich starke Niederschläge. Insgesamt aber zählte der DWD 230 Sonnenstunden und damit 19 Stunden mehr als in der Periode 1961 bis 1990.
Trotzdem blieb die Produktion der Solaranlagen in Deutschland hinter den Sollwerten zurück. Die Zielerreichung lag im Juli nur bei 83 Prozent. „500 Megawatt sind durch die Abregelung der Anlage in Rotthalmünster verloren gegangen“, erklärt Voigt. Weitere 400 MWh Verlust entstanden durch eine defekte Schaltanlage in der Anlage in Weitgendorf. In Spanien dagegen wurde der Sollwert zu 94 Prozent erreicht und das trotz leicht unterdurchschnittlicher Sonnenstunden und einem abregelungsbedingten Verlust von 160 MWh. Italien wiederum erreichte seinen Zielwert (99 Prozent), obwohl die Einstrahlung relativ gering blieb.
„Technische Ausfälle sind im laufenden Betrieb durchaus hin und wieder zu erwarten und in der Ertragsprognose auch kalkuliert“, so Voigt. „Abregelungen dagegen sind ein Hinweis auf die weiterhin nur schleppende Anpassung der gesamten Energiewirtschaft an die Erneuerbaren Energien: Der Netzausbau erfolgt zu langsam, Regulierungen für Stromspeicher stehen aus und die Anpassung der Stromverbraucher an eine wechselnde Stromversorgung steckt noch in den Kinderschuhen.“
Die Windanlagen in Deutschland lieferten im Juli bei hohem Windaufkommen ein exzellentes Ergebnis: Der Sollwert wurde um fast ein Viertel übertroffen. „Dabei haben technische Ausfälle die Erträge noch geschmälert“, erklärt Voigt. Eine Anlage steht aufgrund eines Generatorlagerschadens still, was im Juli 750 MWh kostete. Voraussichtlich erst Ende August dürfte die Anlage wieder in Betrieb gehen.
Die Bundesregierung hatte von Dezember 2022 an Teile der Erträge von Stromproduzenten abgeschöpft, um mit dem Geld die Energiekosten von Verbrauchern zu senken. Diese Abschöpfung ist allerdings Ende Juni ausgelaufen. „Für das laufende Jahr stehen damit keine Abschöpfungen bei uns an“, so Voigt.