Nicht nur in den USA, auch in anderen Ländern wird in jüngster Zeit Kritik laut an einer schnellen Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Stromquellen. Sie sei wirtschaftlich nicht nachhaltig, heißt es. Nichts könnte falscher sein. Denn die weltweite Entwicklung hin zu Wind, Sonne, Wasser und Biomasse ist unaufhaltsam – und notwendig. „Wer hier bremst, verliert den Anschluss“, kommentiert Patrick Lemcke-Braselmann, Co-CEO der aream Group. Allerdings müsse noch viel getan werden, um die Effizienz des Systems zu steigern.
Die Fakten sprechen eine klare Sprache: Die Stromerzeugung aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse ist weltweit auf dem Vormarsch – und aus vielerlei Gründen unumkehrbar. Zunächst wegen des Klimawandels: Rund 70 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen entstehen durch die Nutzung fossiler Energieträger. Die Auswirkungen des Klimawandels mit Wetterextremen, Dürren und Überflutungen werden zunehmend spürbar und verursachen immense Kosten. Die Dekarbonisierung der Stromproduktion gilt als wichtigster Hebel zur Bekämpfung der Erderhitzung.
Gleichzeitig ist die grüne Wende wirtschaftlich vernünftig. „Anders als häufig behauptet, sind erneuerbare Technologien heute bereits die günstigste Möglichkeit, neue Stromkapazitäten zu schaffen – in fast allen Ländern weltweit“, so Lemcke-Braselmann. Photovoltaik und Windkraft setzen sich laut Internationaler Energieagentur (IEA) dank dramatisch gesunkener Kosten und serienreifer Technologien nachhaltig durch. Doch geht die wirtschaftliche Vernunft der Erneuerbaren über Kostenvorteile hinaus: Investitionen schaffen neue Arbeitsplätze, fördern Wertschöpfung vor Ort, stärken ländliche Räume und eröffnen neue Entwicklungschancen.
Die Klimapolitik zahlreicher Länder sowie günstige Kosten fördern eine neue Welle der Nachfrage. Immer mehr Privathaushalte, Unternehmen und Kommunen setzen auf eigenen oder regionalen Ökostrom. Der Anteil Erneuerbarer am globalen Strommix durchbrach 2025 erstmals die Marke von 34 Prozent, erstmals wurde mehr Elektrizität aus grünen Quellen als aus Kohle erzeugt.
Kein Wunder ist daher, dass der Ausbau rasant vorangeht: Weltweit wächst die Kapazität jährlich um rund 300 Gigawatt, wobei rund 80 Prozent des Zubaus auf Solarenergie entfallen. Insbesondere China, die Europäische Union und Indien treiben diese Entwicklung stetig voran. Prognosen werden regelmäßig von der Realität übertroffen – besonders im Photovoltaikbereich. Skaleneffekte machen erneuerbare Anlagen günstiger, effizienter und widerstandsfähiger. „Industrielle Massenfertigung wirkt hier als Katalysator“, so Lemcke-Braselmann, „sie ist der Game-Changer“.
Mit steigendem Anteil Erneuerbarer Energien erhöhen sich allerdings die Anforderungen an die Flexibilität des Stromsystems. Laut IEA und Branchenexperten ist der Strommarkt heute volatil wie nie zuvor, weil das erneuerbare Angebot teils Spitzen produziert, die zeitweise zu niedrigen oder sogar negativen Preisen führen. So lag die Zahl der Stunden mit negativen Strompreisen in den großen europäischen Märkten zuletzt bereits bei acht Prozent – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren. „Die Lösung dafür liegt auf der Hand“, sagt Lemcke-Braselmann: Ausbau moderner Netze, Digitalisierung, Batteriespeicher und flexible Verbraucher. Kalifornien etwa speichere bereits ein Viertel der Solarerzeugung vorübergehend in Batterien. „Flexibilität ist das neue Gold“, erklärt Lemcke-Braselmann.
Neben einer Erhöhung des Anteils Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung brauche es daher weitere Schritte wie den Ausbau großer und kleiner Batteriespeicher, die Flexibilisierung von Stromverbrauch und -erzeugung, die Elektrifizierung von Wärme, Mobilität und Industrie, eine schnelle Digitalisierung der Netzinfrastruktur sowie eine umfassende Entbürokratisierung und Reform des Netzbetriebs. „Die Herausforderungen der Integration sind lösbar“, so Lemcke-Braselmann. „Die Vorteile für Mensch, Wirtschaft und Umwelt überwiegen.“
Mehr unter www.aream.de

