Aream: Gut, dass 60 Milliarden fehlen

Die Wirtschaftsminister der Länder blasen gemeinsam mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Trübsal und beschwören, dass beim Kampf gegen den Klimawandel auf keinen Fall gespart werden darf – trotz der fehlenden Multimilliarden. „Dabei ist diese Haushaltslücke gerade für die Erneuerbaren Energien mehr Chance als Risiko“, sagt Markus W. Voigt, CEO der aream Group. „Subventionen können hier deutlich geringer ausfallen.“

Natürlich ist es schön, Geld mit der Gießkanne zu verteilen, alle möglichen Projekte zu fördern und sich als Unterstützer zu feiern. „Doch weiß die Branche längst, dass weite Teile der Förderung nur zu Mitnahmeeffekten führen und nicht länger notwendig sind“, so Voigt. Das gilt vor allem bei der Photovoltaik, die vollständig aus dem Subventionsbedarf herausgewachsen ist. 

„Es ist längst möglich, Photovoltaik-Anlagen ohne jede Subvention wirtschaftlich zu betreiben“, sagt Voigt. „Hier sind die Produktivitätsfortschritte in den vergangenen Jahren so groß gewesen, dass sich sehr viele, auch zukünftige Projekte, gut rechnen.“ Das von Umweltminister Jürgen Trittin vor Jahren gestartete 10.000-Dächer-Programm war eine Nachfrage-getriebene Initialzündung und sollte beispielhaft für alle weiteren Förderungen stehen. 

Etwas anders sieht es bei Windkraftanlagen aus. „Hier haben die Preissteigerungen für Komponenten und Bau in den vergangenen Jahren die Kalkulation schwieriger gemacht“, sagt Voigt. „Manche Projekte sind deshalb tatsächlich nur mit Förderung wirtschaftlich zu realisieren.“ Dabei war auch die Windkraft auf einem guten Weg, ohne jede Subvention auskommen zu können – was für den Umbau der Wirtschaft auf Klimaneutralität ein großer Sprung wäre.

Angesichts der fehlenden 60 Milliarden Euro ist es für die Branche aber kein Problem, mit deutlich weniger Förderung klarzukommen. „Bei Photovoltaik kann sofort gekürzt, beim Wind muss nur für eine Übergangsphase geplant werden“, sagt Voigt. „Stattdessen sollte das vorhandene Geld lieber in die wichtigen Dinge für die Zukunft gesteckt werden.“ Dazu zählt vor allem der Ausbau der Speicher. „Wir brauchen die Batterien, weil wir natürlich wissen, dass weder Sonne noch Wind allein grundlastfähig sind“, so Voigt.

Entwicklung und Aufbau der Speicher sind dabei wichtige Elemente. „Doch fast noch notwendiger ist die Beseitigung von Hürden bei den Speichern“, sagt Voigt. „Bislang sind dazu noch viel zu viele Irrationalitäten in den Regularien vorhanden.“ So müssen etwa für anlagennahe Speicher, die lediglich als Puffer dienen, Netzanschlüsse in voller Kapazität vorgehalten werden. „Das verteuert den Bau der Speicher – und verzögert ihn wesentlich mehr als vielleicht fehlendes Geld“, sagt Voigt. Dementsprechend würden ohnehin viele der wichtigen Voraussetzungen für die Energiewende gar kein Geld kosten, sondern nur politischen Willen. „Insofern ist ein Haushaltsloch gut – vielleicht wird jetzt ja Geld durch politischen Mut zur Deregulierung ersetzt“, so Voigt.