Trotz aller Vorteile, die Kryptowährungen bieten, eignen sie sich aufgrund ihrer oft starken Kursschwankungen bisher weniger für den Alltagsgebrauch. Deshalb treten Blockchain-basierte Stablecoins an, über Besicherungen durch Vermögenswerte wie Fiat-Geld, Edelmetalle oder andere Kryptowährungen Stabilität in den volatilen Kryptomarkt zu bringen. Selbst Zentralbanken arbeiten mittlerweile an rein digitalen Zahlungsmitteln (sogenannte CBDCs, Central Bank Digital Currencies), um die Vorteile von Kryptowährungen in das etablierte Geldsystem zu integrieren. So sagt Tim Janssen, Head of Blockchain der FINEXITY AG in einem Kommentar.
Einst als Innovation gestartet, haben sich Stablecoins über die Jahre jedoch in Widersprüche verwickelt, die stark an Image und Glaubwürdigkeit kratzen. Diese Tatsachen sind allerdings auch keine neuen Unbekannten. Im Gegenteil, es sind Problematiken, mit denen auch bestehende Währungen zu kämpfen haben. Stablecoins sind nach wie vor kein Garant für Vermögenssicherung, sondern genauso abhängig von nationaler oder globaler Politik und Machtverschiebungen im wirtschaftlichen oder sozialen Sektor wie jede andere Währung auch und grundsätzlich nur so stabil wie der Vermögenswert, der ihn sichert.
Allerdings bleibt nach wie vor das Misstrauen in jede Währungsalternative, die ihren Versprechungen nicht gerecht wird. Zum Beispiel der Stablecoin USD Coin: Dort hat sich die amerikanische Strafverfolgungsbehörde eine Hintertür im Stablecoin offengehalten und kann den USDC nach Verlangen einfrieren lassen. Dies widerspricht allerdings dem Credo der Blockchain, „ohne Intermediäre“ und ohne den direkten Einfluss von Dritten wie Regierungen auskommen zu wollen.
Klare Regeln für digitale Währungen statt Wild-West-Manier
Doch wie realistisch ist dieser Anspruch? Würden nicht gerade diese Kontrollmechanismen zur Akzeptanz von Stablecoins beitragen? Sind in unserer Gesellschaft die Fragen nach Einlagensicherung, Haftung, Datenschutz und Kontrolle nicht essentiell geworden? Eine Wild-West-Manier funktioniert nicht für den Einsatz in der breiten Masse. Jede noch so innovative Technologie braucht die Kopplung an Recht und Gesetz, denn das ist unser Anspruch an eine funktionierende Währung. Der Verbraucher verlässt sich auf eine Einlagensicherung und stellt Ansprüche an Haftung und gegebenenfalls Schadenersatz.
Wenn sich Woche für Woche der Wert unseres 10-Euro-Scheins ändern würde, positiv wie negativ, wäre die Akzeptanz und das Vertrauen in den Euro massiv geschwächt. Denn auch der Euro unterliegt Schwankungen. Dennoch wird dieser durch bestimmte Mechanismen unterstützt, so dass wir seit vielen Jahren eine ähnlich hohe Inflation und einen analogen Geldwert haben. Vor- und Nachteile werden sich ergeben, wenn die ersten Central Bank Digital Currencies implementiert werden und zum Einsatz kommen. Dann wird sich zeigen, wie weit der Einfluss der Zentralbanken auf die Ausgestaltung und Implementierung der Ersatz-Digitalwährungen gehen muss, um Stabilität und Vertrauen zu garantieren.