Die Achterbahnfahrt der Kryptowährungen lässt manchen vom glühenden Anhänger zum verlustgeplagten Ablehner werden. Doch das eine ist so falsch wie das andere. „Bitcoin & Co. bieten definitiv keine nachhaltige Wertentwicklung, auf die sich eine echte Anlagestrategie aufbauen ließe“, sagt Nikolas Kreuz, Geschäftsführer der INVIOS GmbH. „Doch genauso falsch wäre es, die zugrunde liegende Schlüsseltechnologie zu verteufeln.“
Derzeit gleicht der Handel mit Kryptowährungen einem Glücksspieler-Eldorado. „Ein Tweet genügt und die Kurse tanzen“, sagt Kreuz. So markierte der Bitcoin gemeinsam mit anderen Kryptowährungen erst ein Rekordhoch nach dem anderen, dann folgte ein Absturz mit mehreren Gegenbewegungen. Diese konnten auch einmal ein Plus von 25 Prozent an einem Tag bedeuten. „Wichtig ist, dass Anleger diese Bewegungen richtig einschätzen und dann entsprechend handeln“, so Kreuz. Die Euphorie im Markt ist dabei irreführend, eine realistische Betrachtung notwendig.
Nachteile bieten Kryptowährungen durchaus, die insbesondere in Abschwungphasen stark hervortreten: „Sie sind natürlich keine echten Währungen, kein gesetzliches Zahlungsmittel und die Akzeptanz ist noch gering“, so Kreuz. Zudem muss an den zugrunde liegenden Protokollen noch gearbeitet werden, um Leistungsfähigkeit und Sicherheit zu verbessern. „Was aber wohl am schwerwiegendsten ist: Es besteht ein schwieriges Vertrauensverhältnis, da die Kryptowährungen nicht staatlich reguliert sind und sich in der Vergangenheit als extrem risikobehaftetes Spekulationsobjekt erwiesen haben“, sagt Kreuz.
Eine stärkere Regulierung könnte dem Markt durchaus guttun. Derzeit laufen viele Bemühungen von staatlicher Seite, diesen Goldrausch in geordnete Bahnen zu lenken. „Der gesamte Markt für Krypto-Assets wird immer mehr reguliert, Staaten greifen ein oder bringen gleich eigene digitale Währungen auf den Markt“, sagt Kreuz. Der digitale Yuan wird bereits getestet, die EZB arbeitet an einem digitalen Euro. „Das liegt auch daran, dass unser Leben immer digitaler und der Gebrauch von Bargeld zurückgedrängt wird. Notenbanken und Staaten befürchten, den direkten Draht zu den Bürgern zu verlieren“, sagt Kreuz.
Dabei sind einheitliche Währungen wichtig. „Die Geldpolitik muss dem Wohl der Gesamtbevölkerung dienen und nicht der Profitmaximierung einzelner Konzerne“, sagt Kreuz. Die Initiativen der Notenbanken zeigen, dass sich die wenigsten Nationen das Währungsmonopol wegnehmen lassen wollen. „Zumindest gilt das für die Industrieländer“, sagt Kreuz. „Es wird Schwellen- oder Entwicklungsländer geben, denen es womöglich nicht gelingt, die Hoheit über die Produktion digitaler Währungen zu behalten. Insgesamt werden die starken Staaten viel daran setzen, Kryptowährungen zu kontrollieren und damit auch ihren Handel in Bahnen zu lenken“, so Kreuz. Von den mehreren Tausend Kryptowährungen werden maximal eine Handvoll übrig bleiben und neben den digitalen Landeswährungen stehen.
Grundsätzlich sind die Menschen bequem: Neue Zahlungsarten setzen sich durch, wenn sie sicher und zuverlässig sind. „Solange der Bitcoin und die anderen digitalen Währungen so starken Schwankungen unterliegen, werden nur wenige Menschen sie nutzen“, sagt Kreuz. Sollten sie sich aber stabilisieren, könnten auch sie sich durchsetzen und neben ihrer Tauschmittelfunktion dann auch die benötigte Wertaufbewahrungsfunktion aufweisen. Denn anders als die bisherigen Währungen bieten sie auch Vorteile: Die begrenzte Anzahl kann bei starker Nachfrage zu starker Wertsteigerung führen. Die dezentrale Struktur verringert die Abhängigkeit von Finanzintermediären genauso wie die Transaktionskosten. Dazu kommt, dass Kryptowährungen bereits mehrfach gezeigt haben, dass sie zum Teil ein hohes Renditepotenzial haben. „Ob als volatiles und unkorreliertes Investment oder als Zahlungsmittel: In jedem Fall ist es wichtig, die Entwicklung der Top-Five-Kryptowährungen im Blick zu behalten“, sagt Kreuz.