Nach neun schwankungsreichen Monaten an den Kapitalmärkten ist das Umfeld weiterhin von einer hohen Volatilität über die Assetklassen hinweg geprägt. Aktien- und Anleihenmärkte stehen nach wie vor gleichermaßen unter Druck. „Diese Konstellation ist für Mischfondsanleger insofern unangenehm, als dass Anleihen ihre Funktion als stabiler Anker für das Portfolio in diesem Jahr bisher nicht erfüllen konnten,“ erläutert Jakob Tanzmeister, Investmentspezialist in der Multi-Asset-Solutions-Gruppe bei J.P. Morgan Asset Management. Laut dem Experten gab es im MSCI World Index seit 1990 acht Kalenderjahre, in denen die Aktien mehr als fünf Prozent gefallen sind. Diese Verluste konnten bisher durch Anleihen zumindest abgepuffert werden, wobei der durchschnittliche Ertrag der Anleihen in diesen acht Jahren 6,8 Prozent betrug. „Diese negative Korrelation war in diesem Jahr außer Kraft gesetzt und Anleihen haben den Abwärtstrend der Aktien sogar noch verstärkt“, so Tanzmeister.
So war die größte Herausforderung für Anlegerinnen und Anleger, dass es in diesen stürmischen Zeiten kaum „Zufluchtsorte“ gab. Entsprechend war es auch für breit diversifizierte Fonds kaum möglich, sich dem Abwärtstrend zu entziehen. Jakob Tanzmeister betont jedoch, dass es sich lohnt, die Nerven zu behalten, da selbst ein solch schwieriges Jahr mittelfristig Chancen bietet: „In der Vergangenheit folgte nach Korrekturen von mehr als 10 Prozent für Aktien und Anleihen gleichzeitig im Folgejahr stets ein Plus von durchschnittlich 14 Prozent“, erklärt der Experte.
Dividendenaktien weiterhin mit Bewertungsabschlag
Aufgrund der anhaltenden Inflations- und Rezessionssorgen und den damit einhergehenden Befürchtungen von Revisionen der Gewinnschätzungen für 2023 behält der flexible Multi-Asset-Income-Klassiker JPMorgan Investment Funds – Global Income Fund seine derzeit defensive Positionierung bei. „Die Aktienquote wurde auf 39 Prozent abgesenkt. Durch die Auswahl defensiver Sektoren und ertragsstarker Dividendenaktien, die weniger zyklisch als der breite Aktienmarkt sind, liegt das gewichtete Aktienbeta im Fonds aktuell mit 0,24 sogar noch deutlich niedriger“, führt Tanzmeister aus. Er ist optimistisch, dass die Dividendentitel trotz des schwierigen Marktumfelds ihr Ausschüttungsniveau beibehalten werden: „Die Ausschüttungsquote der Unternehmen ist im historischen Vergleich sehr niedrig, sodass sie in der Lage sein sollte, ihre Dividenden aufrecht zu erhalten. Es gilt natürlich, sehr selektiv zu sein und die Unternehmen auszuwählen, deren Gewinne durch die Inflation nicht zu massiv eingebrochen sind“, unterstreicht der Experte. Dass dies möglich sei belege die Tatsache, dass es in diesem Jahr bei vielen Unternehmen sogar Rekordausschüttungen gab.
Der Blick auf die globalen Aktienmärkte zeigt, dass sich Dividendenaktien besser als der breite Markt behaupten konnten, während Wachstumsaktien in diesem Jahr besonders abgestraft wurden. Gleichwohl ist der Bewertungsabschlag zum Growth-Segment weiterhin vorhanden: „Auch wenn Dividendenaktien eine Bewertungsnormalisierung durchlaufen haben, liegen sie weiterhin noch drei bis vier KGV-Punkte unterhalb des langfristigen Durchschnitts ihres Abschlags zu Wachstumstiteln. Diese Schere wird sich weiter schließen, was ebenfalls einen gewissen Puffer bietet“, betont Tanzmeister.
Neubewertung der Anleihen noch nicht ganz abgeschlossen, aber nahe fairer Niveaus
Zur defensiveren Positionierung der Income-Strategie gehört auch, dass die Duration der Anleihen im Portfolio weiterhin sehr niedrig ist. „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Inflation noch eine Weile auf dem erhöhten Niveau bleibt und die Zentralbanken noch weiter an der Zinsschraube drehen. Die gigantische Neubewertung der Anleihen in diesem Jahr, die auch den größten nominellen Kursverlust bei US-Staatsanleihen in der Geschichte umfasst, ist also noch nicht ganz abgeschlossen. Nachdem die Anleihenrenditen gestiegen sind, liegen sie nun aber wieder näher an den fairen Niveaus und werden auch für Anleger wieder interessanter“, betont Jakob Tanzmeister.
Von TINA zu TAMO
„Daraus folgt, dass die jahrelang gültige Maxime ‚TINA – There is no Alternative‘ – in diesem Fall zu Aktien – Geschichte ist und es heute durchaus wieder ertragsstarke Anlageoptionen gibt. Es hat sich dafür sogar schon ein neues Akronym gefunden: ‚TAMO‘, also ‚There are many Opportunities.‘ So erreichen beispielsweise US-Staatsanleihen langsam wieder das Renditeniveau der Dividenden. Das wird zu einem großen Wandel bei vielen Kapitalsammelstellen führen“, erwartet der Investmentspezialist. „Für ertragsorientierte Income-Anleger bieten sich nun wieder attraktive Anlagemöglichkeiten – auch wir haben in den Income-Strategien bereits wieder einige Anlageklassen aufgestockt, die attraktive Levels erreicht haben“, führt Tanzmeister aus.
Beispielweise liegen die Bewertungen von Hochzinsanleihen derzeit auf einem historisch attraktiven Niveau, das gute Ertragschancen erwarten lässt. So konnten US-Hochzinsanleihen ausgehend von einem Spreadniveau von knapp 600 Basispunkten in der Vergangenheit über ein bis zwei Jahre immer eine positive Performance erzielen. Parallel bieten die aktuellen Renditen eine gute Kompensation für die Rezessionsrisiken. Nicht zuletzt ist der Refinanzierungsbedarf in den kommenden Jahren gering und aufgrund der Marktbereinigung während der COVID-Pandemie sollten Ausfallraten in einer möglichen Korrekturphase niedriger liegen als in früheren Krisen.
Selbst die Volatilität, die punktuell immer noch sehr hoch ist und weiterhin über dem Durchschnitt der letzten Jahre liegt, bietet Chancen. Mit Covered-Call-Strategien lassen sich beispielsweise hohe laufende Erträge in Kombination mit einer Partizipation an Aktienkurssteigerungen generieren. „Unter diesen Voraussetzungen ist es unserem Fondsmanagement gelungen, die Rendite im Global Income Fund auf knapp 7 Prozent zu steigern“, freut sich Income-Spezialist Jakob Tanzmeister und ergänzt: „Es gab lange nicht so gute Chancen wie aktuell – und so hat die anhaltende Marktvolatilität auch eine positive Seite, die gerade für Income-Anleger sehr erfreulich ist.“
Inflation und Währungen im Blick behalten
Dass es in diesem Jahr auch auf dem Währungsmarkt starke Verwerfungen gab, ist laut Tanzmeister für die Income-Strategie weniger gravierend: „Aufgrund der fehlenden Ertragskomponente haben wir die Währungen in allen Income-Strategien strategisch abgesichert. Die enorme US-Dollar-Aufwertung hat den Fonds also abgesehen von den Hedging-Kosten nicht weiter belastet, aber wir haben sie natürlich im Blick. Nach der längsten Dollaraufwertungsphase der letzten 50 Jahre sollte mittelfristig die Spitze erreicht sein und es könnte eine signifikante Abwertung des US-Dollar stattfinden“, so die Erwartung des Experten.
Besonders die Inflation gilt es aber laut Jakob Tanzmeister weiter im Auge zu behalten. Mit der Multi-Asset-Solutions-Gruppe von J.P. Morgan Asset Management hat er vier verschiedene langfristige Muster identifiziert, je nachdem ob die Inflation niedrig oder hoch ist und ob diese steigt und fällt. „Aktuell haben wir erstmals seit Jahrzehnten wieder eine hohe, weiter steigende Inflation – in diesem Umfeld profitieren Rohstoffe, inflationsgesicherte Anleihen und Immobilien am besten. Sobald wir in die nächste Phase einsteigen, also eine hohe, fallende Inflation haben, ändern sich die Korrelationsmuster und die Marktperformance der Anlageklassen massiv. In diesem Umfeld werden Aktien, Unternehmensanleihen und auch REITs, also börsennotierte Immobilienfonds, profitieren. Darauf gilt es das Portfolio einzustellen“, sagt Tanzmeister. Eine wichtige Erkenntnis: „Für uns als Income-Investor ist nun nicht so relevant, wie die Zentralbanken weiter vorgehen, sondern wesentlich relevanter zu beobachten, wann die Inflationsdynamik dreht.“
Stabiles Ausschüttungsniveau im außergewöhnlichen Marktumfeld
Die äußerst breit gestreuten Multi-Asset-Income-Portfolios der Income-Manager Michael Schoenhaut und Eric Bernbaum konnten auch im schwierigen Marktumfeld des Jahres 2022 verlässliche, regelmäßige Erträge erzielen. Die letzte Quartalsausschüttung des JPMorgan Investment Funds – Global Income Fund (WKN A0RBX2) entspricht einer annualisierten Ausschüttung von 4,65 Prozent (Anteilklasse A (div) – EUR, Stand August 2022, nicht garantiert). Die nachhaltige Income-Strategie JPMorgan Investment Funds – Global Income Sustainable Fund (ISIN A2QL40) konnte eine annualisierte Ausschüttung von 4,39 Prozent (Anteilklasse A (div) – EUR, Stand August 2022, nicht garantiert) erzielen. „Die Ausschüttungen helfen, die durch die außergewöhnlichen Marktbedingungen hervorgerufenen zeitweise zweistelligen Kursrückgänge abzufedern. Gleichzeitig bieten die niedrigeren Kurse eine gute Einstiegs- oder Nachkaufmöglichkeit. Denn selbst wenn nicht zu erwarten ist, dass sich das schwache Wachstum in den nächsten Monaten schnell ändert, bieten die massiven Neubewertungen in vielen Anlageklassen bereits jetzt gute Chancen für ertragsorientierte Anleger“, so Jakob Tanzmeisters Fazit.