Moventum: Märkte und Strategien 2026

Die Weltwirtschaft zeigt zum Jahreswechsel ein zweigeteiltes Bild: Während die US-Konjunktur kurzfristig an Dynamik zu verlieren scheint, stabilisiert sich Europa dank steigender Staatsausgaben vorsichtig. An den Kapitalmärkten rücken regionale Unterschiede und politische Impulse in den Fokus. „Eines ist sicher“, sagt Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM: „2026 wird ein sehr spannendes Jahr.“

Zum Jahresende bleibt die Weltwirtschaft gespalten: Auf der anderen Seite des Atlantiks mehren sich die Anzeichen einer leichten, kurzfristigen Abkühlung. Zwar wirkt die US-Konjunktur auf den ersten Blick weiter robust. „Doch unter der Oberfläche zeigt sich eine beginnende Ermüdung“, so Fischer. Zahlreiche Frühindikatoren, darunter die Leading Indicators des Conference Board, sind ins Minus gerutscht. Auch die Industrie verharrt im Kontraktionsbereich, während der Dienstleistungssektor nur moderat expandiert. Der Arbeitsmarkt kühlt sich spürbar ab – das Lohnwachstum sinkt seit vier Jahren, verstärkt durch abnehmende Migration.

Besonders auffällig ist die Schwäche des Konsums, der rund 70 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht. Haushalte mit höheren Einkommen halten die Nachfrage aufrecht, während einkommensschwächere Gruppen mangels finanzieller Spielräume ihren Konsum zurückfahren müssen. Der Konsumklimaindex liegt so niedrig wie seit 2022 nicht mehr. Die Folge: Obwohl das GDPNow-Modell der Atlanta Fed zuletzt ein robustes Wachstum von 3,9 Prozent anzeigte, wirkt die Stimmung gedrückt – ein Warnsignal für die kommenden Quartale.

Mittelfristig bleibt das Bild allerdings aufgehellt. Bereits auf ihrer Dezember-Sitzung hatte die Fed neben einem weiteren 25-Basispunkte-Schritt mit dem Quantitative Easing begonnen. Ab Mitte 2026 könnte die Fed dann unter neuer Leitung den Zinssenkungsszyklus weiter verlängern. Zudem versprechen Deregulierungsinitiativen, steuerliche Entlastungen und fiskalische Programme – allen voran die Big Beautiful Bill – neue Wachstumsimpulse. Der fortlaufende KI-Investitionszyklus dürfte Produktivität und Nachfrage strukturell stützen. „Unser Basisszenario lautet daher: kurzfristige Wachstumsdelle, gefolgt von einer geld- und fiskalpolitisch gestützten Wiederbeschleunigung“, erklärt Fischer.

In Europa zeigen sich nach einer Schwächephase erste Stabilisierungstendenzen. Fiskalische Programme, darunter deutsche Sondervermögen, hohe EU-Mittel für Italien sowie Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung, stabilisieren die Wirtschaft. Deutschland, Italien und Spanien bilden die konjunkturellen Anker. Frankreich bleibt dagegen das größte Unsicherheitsmoment, denn politische Spannungen und Haushaltssorgen bremsen Investitionen. Auch die Einkaufsmanagerindizes zeigen eine Zweiteilung an: Dienstleistungen expandieren moderat, die Industrie bleibt in der Kontraktion. Hier belasten die US-Zölle wie auch die Konkurrenz aus China. Das Konsumklima erholt sich nur langsam, eine nachhaltige Belebung wird erst 2026/27 erwartet. Die Euro-Zentralbank agiert derzeit neutral, neue Zinssenkungen sind vorerst nicht in Sicht.

„Anleger agieren damit in einem Umfeld regionaler Divergenz, in dem politische Einflussfaktoren immer stärker auf das Wachstum wirken“, so Fischer. In den USA bleiben die Unternehmensgewinne eine Stütze der Märkte: Die durchschnittlichen Nettomargen des S&P 500 liegen bei knapp zwölf Prozent, bei den Tech-Stars, den Magnificent 7, sogar bei rund 25 Prozent; beides getragen von Effizienzgewinnen und KI-getriebener Produktivität. „Die Bewertungen sind historisch betrachtet allerdings hoch“, sagt Fischer. „Das erhöht die Anfälligkeit für vorübergehende Rücksetzer.“ Taktisch bleibe die Einschätzung neutral. Mittelfristig versprechen insbesondere Growth- und Small-Cap-Segmente gute Chancen – getragen von strukturellem Wachstum und künftig sinkenden Zinsen.

Europäische Aktien sind dagegen weiter günstiger bewertet. Die Gewinnerwartungen könnten sich 2026 verbessern, unterstützt durch öffentliche Investitionsprogramme in Energie, Infrastruktur und Sicherheit. „Gleichwohl begrenzen politische Unsicherheiten und eine zögerliche Fiskalpolitik kurzfristig das Aufwärtspotenzial“, so Fischer. Auf Sicht von drei bis zwölf Monaten bleibt das Szenario neutral, Rücksetzer bieten Einstiegschancen.

Fischers Fazit: In den USA droht kurzfristig eine leichte Wachstumsabflachung, ehe strukturelle Impulse die Erholung tragen. Europa stabilisiert sich langsam, angetrieben von fiskalischen Maßnahmen. Und politische Risiken bleiben der Unsicherheitsfaktor Nummer eins. „Für Anleger bedeutet das eine erhöhte Wachsamkeit“, sagt Fischer. „Auf den Trend allein wird man sich nicht verlassen können.“