Mit Joachim Nagel wird ein pragmatischer Stabilitätsdenker neuer Präsident der Bundesbank. „Seine Berufung ist ein Zeichen an die Kollegen und den Markt, dass sich Deutschland nicht dem hemmungslosen Schuldenmachen ergibt“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. „Aber es bleibt natürlich ein symbolischer Akt, denn der Einfluss der Bundesbank ist begrenzt.“
Nagel gilt als ordoliberal, als stabilitätsorientiert. „Hier hat sich innerhalb der Bundesregierung gezeigt, dass sich die Lager sehr gut ausgleichen“, sagt Bente. „Der neue Bundesbankpräsident geht mit breiter Unterstützung ins Amt und kann insofern die Position Deutschlands in der EZB durchaus stärken.“ Zu erwarten ist, dass auch von seiner Seite Widerspruch kommt gegen Exzesse bei der expansiven Geldpolitik, der Schuldenaufnahme und der Ignoranz gegenüber der zunehmenden Inflation.
„Nagel war zuletzt bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich tätig“, sagt Bente. „Dies spricht definitiv für ihn, denn diese Institution gehört zu denen, die schon seit langem die Nebenwirkungen der ultralockeren Notenbankpolitik beobachten und kritisieren.“ Eine gewisse Sensibilität gegenüber immer weiter steigender Staatsverschuldung und auch den durch die endlose Liquidität entstandenen Assetpreis-Blasen ist zu erwarten.
„Seine Berufung ist insofern wirklich ein wichtiges Zeichen“, sagt Bente. „Wäre hier ein Vertreter der lockeren Hand gewählt worden, wären wohl auch im EZB-Rat die letzten Dämme gebrochen.“ Dabei ist der Einfluss der Bundesbank nur sehr begrenzt. „Wir sehen hier seit Jahren eine strukturelle Mehrheit der ehemaligen Weichwährungsländer“, so Bente. „Die Berufung Nagels wird zumindest dafür sorgen, dass nicht noch die letzten Tabus gebrochen werden.“