Aktien werden noch alternativloser

In den vergangenen Wochen sind die Zinsen weltweit gestiegen. Für Investoren sind das ganz schlechte Nachrichten. Denn nicht nur, dass die Anleihen Kursverluste hinnehmen müssen. Auch bei Aktien drohen Angst und Panik Einzug zu halten. Und das nicht ganz zu Unrecht.

Die Renditen US-amerikanischer Treasuries sind in den vergangenen Wochen um 0,5 Prozentpunkte gestiegen. Sie rentieren jetzt bei fast 1,5 Prozent. 1,5 Prozent: das sind Werte, von denen viele Anleger nur träumen können. Und doch sind sie der Albtraum vieler Anleger. Denn so schön es ist, mal wieder Zinsen auf sein Geld zu erhalten, so sehr schlagen die Kursverluste bei all den Anlegern zu Buche, die auch Anleihen im Portfolio halten. Und das werden die meisten sein. Den hier höher die Renditen steigen, desto tiefer sinken die Kurse.

Aber auch denen, die in den vergangenen Monaten auf die alternativlosen Aktien gesetzt haben, können die steigenden Zinsen gehörig gefährlich werden. Zum einen, weil viele Staaten die niedrigen Zinsen genutzt haben, um sich ausufernd zu verschulden. Diese Schulden müssen irgendwann zurückgezahlt oder umgeschichtet werden – da stören höhere Zinsen. War es bis jetzt ein Geschäftsmodell der Staaten, sich Geld zu leihen und dafür Geld zu bekommen, müssen Sie in Zukunft wieder Geld bezahlen. Das tut weh. Und es kostet Geld, dass nicht mehr zur Ankurbelung der Wirtschaft nach der Pandemie zur Verfügung steht.

So manche Branche konnte in den vergangenen Monaten sehr gut damit leben, dass zur Beseitigung der Schäden der Pandemie immer mehr staatliches Geld floss. Zumal dieses wie beim europäischen Rettungsschirm auch für Zukunftsinvestitionen benutzt werden musste. Wer also etwas Digitales anzubieten hat, wurde mit Geld überschwemmt. Ein bequemes Spiel, das zu stark steigenden Kursen führte. Kein Wunder also, dass mancher Aktien-Index auf Rekordhoch kletterte – allen Pandemie-Schäden zum Trotz.

Zum anderen kehrt mit den höheren Zinsen aber auch die Inflation zurück. Lange blieb sie im Verborgenen, jetzt zeigt sie sich wieder. Auch wenn es nicht zu einer Hyperinflation kommen mag, wird die Preisentwicklung ihre Spuren in den Konjunkturen hinterlassen. Und ehrlich gesagt, sind es Unternehmen doch gar nicht mehr gewohnt mit Inflation zu rechnen und zu arbeiten. Einen Vorgeschmack geben die Frachtraten, die in den vergangenen Wochen stark gestiegen sind. Überraschend sagen viele Unternehmensführer. Absehbar, sagt der Markt.

Nun ist die Frage, wie Anleger sich orientieren sollen. Mit Anleihen wird kein Geld zu verdienen sein, die Kurse werden sinken. Aktien dagegen, zumindest solche die nicht im Hype nach oben gepeitscht wurden, werden auch in den kommenden Jahren ihr Geld wert sein. Unternehmen werden Geld am Markt verdienen, trotz Inflation und trotz steigender Zinsen. Insofern führt der Anstieg der Zinsen vor allem zu einem: Aktien werden noch alternativloser.