Patrick Picenoni, Gründer von Altrafin und Fondsmanager der CONREN Fonds
Patrick Picenoni sieht in den Wechselkursrelationen gegenüber dem Dollar 2018 eine wesentliche Rolle für das Abschneiden an den Börsen. Dabei rechnet er längerfristig mit einer Aufwertung des Dollar: „Wir sind überzeugt, dass sich die Zinsdifferenz durchsetzen wird. Aktuell rentieren zehnjährige US-Staatanleihen bei etwas unter 3, zehnjährige Bundesanleihen bei etwas unter 1 Prozent. Damit verdienen Anleger in den USA grob 2 Prozentpunkte mehr pro Jahr. Das ist im aktuellen Niedrigstzinsumfeld viel und sollte für Zuflüsse in den Dollar sorgen“, sagt Picenoni.
„Die USA geben 2018 etwa 4,1 Billionen Dollar aus, nehmen mit Steuern aber nur rund 3,5 Billionen Dollar ein.“, so Picenoni weiter. „In der Zukunft wird sich das Defizit aufgrund von Trumponomics, oder genauer Trumpo-nix, noch vergrößern. Das alles spricht für noch höhere Zinsen in den USA und damit für den Dollar“, sagt Picenoni.
Kurz- und mittelfristig sehe die Lage anders aus: „Hier sind andere Kräfte am Werke. Die Leistungsbilanzüberschüsse in Europa, die aktuelle relative politische Ruhe in Europa, die höhere Grenzveränderung der Wachstumsrate in Europa vs. USA, das Sentiment und nicht zuletzt das Marktmomentum. Wichtig ist: wir sehen den Euro, nach dem schnellen Anstieg in diesem Jahr, bei maximal um die 1,28 USD.“
Steigende Inflation
Die Inflationsaussichten beurteilen die Experten fast einheitlich: „Steigt die Inflation in den USA nachhaltig, wird dies die Welt, wie wir sie kennen – das „New Normal“ – abrupt und schmerzvoll beenden“, sagt Picenoni. Und das sei nicht unwahrscheinlich: „Der schwache Dollar importiert derzeit Inflation, Handelsstreitigkeiten, wie Trump sie anzettelt, wirken ebenfalls preistreibend.“ Dazu kommt eine Refinanzierungswelle bei Unternehmensanleihen: Zwischen 2019 und 2021 werden rund 43 Prozent des Gesamtmarktes, Anleihen im Wert von rund 11 Billionen Dollar, fällig. „Und die Kreditmärkte sind in der aktuellen Situation extrem empfindlich“, sagt Picenoni.
Risiken im Blick behalten
Wie aber auf die Währungsunsicherheiten reagieren? Hier sind sich die Experten zumindest einig, dass Diversifikation eine wichtige Rolle spielt: Für Privatanleger sind Währungen ein komplett unterschätztes Risiko“, sagt Picenoni. „Performances von Indices, Rohstoffen oder auch Managern werden oftmals in verschiedensten Währungen wild miteinander verglichen. So hat der S&P in Dollar 2017 fast 20 Prozent zugelegt. Im für europäische Anleger wichtigeren Euro gerechnet waren es aber unter 5 Prozent“, sagt Picenoni. Währungsrisiken sollten deshalb durchaus bewusst gemanagt werden. Ganz grundsätzlich gelte aber, dass auch im Währungsbereich Diversifizierung wichtig sei, genauso wie eine langfristige Perspektive.