Handelsdefizit und Dollarschwemme

John Bilton, Head of Global Multi-Asset Strategy bei J.P. Morgan Asset Management

John Bilton sieht den Dollar langfristig schwächer: „Drei grundlegende Kräfte haben die Entwicklung des US-Dollar jahrzehntelang bestimmt: Zahlungsbilanzströme, Kapitalflüsse und politische Interventionen. Seit der Einführung der ersten weltweiten Währungsordnung 1944 haben der Geld- und Handelsfluss in und aus den USA den Wert des US-Dollar bestimmt – unterbrochen von politischen Interventionen als Reaktion auf Krisen. Nach der Weltfinanzkrise und
nach Jahrzehnten einer toleranten US-Politik ist der Dollar leicht überbewertet – selbst nachdem er sich ein Jahr lang abwärts in Richtung des angemessenen Werts bewegt hat.“

J.P. Morgan Asset Management prognostiziert für die nächsten 10 bis 15 Jahre einen moderaten Dollar-Rückgang. Das liegt vor allem daran, dass das Zinsgefälle – und die Wachstumsunterschiede in der Realwirtschaft – zwischen den USA und anderen maßgeblichen Volkswirtschaften abnehmen dürften, was zu Mittelflüssen zuungunsten des US-Dollar führen sollte. Ebenfalls belastend für die Währung dürften die umfangreichen Handelsdefizite der USA sein, die an den globalen Märkten wohl für eine Dollarschwemme zum Kauf ausländischer Güter und Dienstleistungen durch die USA sorgen werden. Zudem fließt mehr Geld Richtung Euro als zum US-Dollar, da sich die institutionelle Infrastruktur Europas verbessert. Geldpolitische Interventionen könnten den US-Dollar zusätzlich unter Druck setzen, da die USA von ihrer seit langem verfolgen Position eines „starken Dollar“ zugunsten wettbewerbsfähigerer Exporte abrücken.

Steigende Inflation

John Bilton von J.P. Morgan Asset Management sieht die Inflation in den USA dauerhaft etwa 0,8 Prozentpunkte über der der meisten Handelspartner. Auch dies sorge für eine Abschwächung des Dollar.