Mieten oder kaufen, vor der Entscheidung stehen vor allem junge Familien. Dabei wird allerdings allzu oft die Rechnung zu einfach angelegt und nur die Belastung aus dem Kredit mit der derzeitigen Miete verglichen. „Dabei ändern sich durch diese Entscheidung wesentlich mehr Details, die Einfluss auf die finanzielle Situation haben“, sagt Horst Schneider, CEO der AIR GmbH. „Und erst in Kenntnis aller Auswirkungen lässt sich wirklich feststellen, ob sich ein Kauf rechnet.“
Vor der Entscheidung ist die Bestandsaufnahme wichtig. „Dies bezieht idealerweise auch geplante Ausgaben oder Wünsche wie ein neues Auto oder teure Reisen ein“, sagt Schneider. „Denn auch hier können Umschichtungen den Spielraum vermindern oder erhöhen.“ Wer etwa einen Autokauf durch ein Leasing oder eine Finanzierung ersetzt, gewinnt Spielraum beim Eigenkapital für die Immobilie, steigert aber die monatlichen Belastungen.
Einfach zu kalkulieren ist, wie viel Miete nach dem Kauf wegfällt und welche Rate für den zur Finanzierung benötigten Kredit zu zahlen ist. „Oft nicht berücksichtigt wird dann aber, dass für eine eigene Immobilie häufig höhere Nebenkosten anfallen“, so Schneider. „Auch steigt der Versicherungsbedarf.“ Denn zum einen wird eine Gebäudeversicherung notwendig und möglicherweise erhöhen sich auch die Versicherungssummen für Hausrat.
„Ein weiterer Punkt ist die Absicherung der Familie“, sagt Schneider. Da ein Kredit eine sehr langfristige Verpflichtung gegenüber einer Bank darstellt, sollte das Risiko abgesichert werden, nicht mehr zahlen zu können. Das kann etwa durch Arbeitslosigkeit, Krankheit und Berufsunfähigkeit oder sogar Tod des Hauptverdieners der Fall sein. „Hier gibt es gute Lösungen, die insgesamt auch die finanzielle Belastung nicht zu sehr nach oben treiben“, so Schneider.
Ebenfalls zu berücksichtigen sind Aufwendungen für Modernisierungen oder Sanierungen. „Auch Immobilien altern“, so Schneider. „Deshalb ist neben der ständigen Unterhaltung auch ein größerer Betrag anzusparen, um Sanierungen oder Umbauten vornehmen zu können.“ Das können zum Beispiel eine neue Heizung oder ein neues Dach sein, aber auch altengerechte Umbauten.
Denn hier entstehen wiederum die größten Entlastungen. „Oft kann der Aufwand für die private Altersvorsorge deutlich reduziert werden, da die Miete in der Rentenphase wegfällt“, sagt Schneider. „Dies kann die finanzielle Situation während der Arbeitsphase deutlich entspannen.“
In jedem Fall sollte die Entscheidung nur getroffen werden, wenn mit all diesen Details auch tatsächlich noch ausreichend Geld monatlich zur Verfügung steht. „Denn es ist zwar richtig, dass mit einer Immobilie Vermögen aufgebaut wird“, so Schneider. „Doch dieses Vermögen steht nicht wirklich zur Verfügung, sondern ist gebunden.“ Erst ein möglicher Verkauf kann Liquidität schaffen – doch davon werden oft erst die Erben profitieren.