Invios: Asien betritt die Bühne – und China stapelt tief

Der Aufstieg Asiens gewinnt mit dem Freihandelsabkommen RCEP eine ganz neue Dimension. Die USA werden als führender Wirtschaftsraum abgelöst, so wie es zuvor den Europäern erging. „Vor allem China baut seine wirtschaftliche Stärke und seinen Einfluss aus für Anleger ist das eine große Chance, die die wenigsten bislang erkannt haben“, sagt Nikolas Kreuz, Geschäftsführer der INVIOS GmbH.

Die Regional Comprehensive Economic Partnership, so der volle Name des größten Freihandelsabkommens der Welt, stellt alle anderen Wirtschaftsbündnisse in den Schatten. 3,6 Milliarden Menschen leben in den 16 Staaten des RCEP, 40 Prozent des Welthandels läuft über diese Staaten – und doch weisen sie nur ein BIP von 17 Billionen US-Dollar auf. Der europäische Binnenmarkt kommt auf 17,7 Billionen, die nordamerikanische Freihandelszone NAFTA auf rund 21 Billionen US-Dollar. „Das erlaubt es den Staaten des alten Westens aber nicht, sich zurückzulehnen und die Überlegenheit zu genießen“, sagt Kreuz. Im Gegenteil zeigt der große Abstand nur das gewaltige Potenzial der Region auf.

Denn während in den beiden West-Blöcken zusammen rund eine Milliarde Menschen leben, sind es im RCEP das Dreieinhalbfache. „Selbst kleine Zuwächse beim BIP pro Kopf führen absolut zu gewaltigen Summen“, sagt Kreuz. „Mit jedem Jahr, in dem das Wachstum in den RCEP-Staaten höher ausfällt als im Rest der Welt, wachsen Bedeutung und Einfluss der asiatischen Staaten.“

Dabei stellt China die Lokomotive dieser Entwicklung, technologisch wie bei der Produktivität, während andere Staaten der Region die Rolle als Werkbank übernehmen. „China stapelt gerade tief, was die eigenen Wachstumszahlen angeht“, sagt Kreuz. „Der Volkskongress geht nur von einem Wachstum von sechs Prozent aus.“ Die OECD rechnet mit rund 8,5 Prozent, Analysten von Goldman Sachs sehen sogar ein zweistelliges Wachstum. „Wenn sich jetzt aufgrund der Impfungen die nördliche Hemisphäre stabilisiert, wird die Nachfrage nach Gütern aus China noch stärker steigen, auch die Produktionsabläufe und Lieferketten kommen so langsam wieder in Fahrt“, so Kreuz. Die Weltkonjunktur wird also sogar noch stärker wachsen – und China der größte Profiteur sein.

„China war als erster Staat von Corona betroffen, kommt jetzt aber auch schneller wieder aus dem Kreislauf aus Lockdowns und Infektionen heraus“, sagt Kreuz. Die Börse honoriert diese Entwicklung, aber lange noch nicht so, wie es die Zahlen hergeben. „Hier besteht noch viel Potenzial – das von den wenigsten bislang konsequent genutzt wird.“ Und das betrifft nicht nur China: Nebenan laufen die Börsen in Vietnam und Thailand stabil aufwärts, wenn auch bei hoher Volatilität. „Die Rolle als Werkbank wurde aus China dorthin und auch in andere ASEAN-Staaten verlagert“, sagt Kreuz. Das führt zu weiter steigenden Erträgen.

China, ehemals die Werkbank des Westens, wird dabei mehr und mehr zum technologisch führenden Staat der Welt. „Die meisten Patente kommen von hier, deutsche wie US-amerikanische Unternehmen sind mittlerweile von Aufträgen aus China abhängig, die Rollen haben sich geändert“, sagt Kreuz. „Jetzt ist es höchste Zeit, diese Umwälzung auch auf der Investmentseite mitzugehen: Der Aufstieg Asiens ist einer der Megatrends unserer Zeit.“