Moventum: Zinskurve mit attraktivem Bauch

In der Geldpolitik trennen sich die Wege dies- und jenseits des Atlantiks: Während die US-Notenbank mit Zinssenkungen die Konjunktur stützen will, zeigt die Eurozone Stabilität. Auf beiden Seiten des Atlantiks könnten die Renditen lang laufender Anleihen jedoch unter anderem wegen steigender Staatsschulden Aufwärtsdruck spüren. „Anleger sollten ihre Strategien darauf abstimmen“, sagt Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM. Gerade im mittleren Laufzeitenbereich und bei Unternehmensanleihen gebe es einiges zu holen.

Die globalen Anleihemärkte orientieren sich derweil neu. Während die US-Wirtschaft im dritten Quartal zunächst robuster als erwartet erschien, mehren sich die Anzeichen für eine Abkühlung, insbesondere am Arbeitsmarkt. In Europa hingegen stabilisieren staatliche Ausgabenprogramme die Konjunktur.

Divergenz auch bei den Inflationsraten: In den USA verharren sie klar über dem Preisziel der Notenbank. Im August lag der für die Notenbank maßgebliche PCE-Deflator bei 2,6 Prozent, die Kerninflation sogar bei 2,9 Prozent. Preistreiber sind vor allem Wohnkosten und medizinische Dienstleistungen. Hinzu kommen Effekte der US-Zoll- und Einwanderungspolitik. Dennoch senkte die US-Notenbank ihren Leitzins gerade um 25 Basispunkte, vor allem wegen des schwächeren Arbeitsmarktes. Die Fed-Verantwortlichen rechnen nun bis Jahresende mit zwei weiteren Zinssenkungen.

Als Reaktion auf die Zinssenkung ist die Rendite kurz laufender US-Staatsanleihen mit zweijähriger Laufzeit vorübergehend unter 3,5 Prozent gerutscht. Gleichzeitig sorgt die steigende US-Staatsverschuldung für Aufwärtsdruck bei den längeren Laufzeiten. Beides macht es wahrscheinlich, dass die Zinskurve steiler wird. „Für Anleger sind daher Positionierungen im Bauch der Zinskurve attraktiv“, erklärt Fischer: „Im mittleren Segment zwischen drei und fünf Jahren sowie vor allem am kurzen Ende zwischen einem und drei Jahren.“

Bei US-Unternehmensanleihen ist das Bild gemischt: Im Hochzins-Segment notieren die Zinsaufschläge (Spreads) unter ihren langfristigen Durchschnitten – ein erhöhtes Kreditrisiko ist somit nicht zu erkennen. Mit Renditen um 6,6 Prozent bieten diese Papiere nach wie vor einen gewissen Puffer gegen Spreadausweitungen. Im Investment-Grade-Bereich liegen Spreads historisch niedrig bei rund 50 Basispunkten. „Das spiegelt zwar die fundamentale Stärke vieler Unternehmen wider“, so Fischer. „Gleichwohl sind Renditen um 4,8 Prozent mager angesichts eines Leitzinses von 4,0 bis 4,25 Prozent.“

In der Eurozone bewegt sich die Inflation exakt am Zwei-Prozent-Zielwert der Europäischen Zentralbank. Auch die Kernrate (2,3 Prozent) zeigt keine auffällige Dynamik. Günstigere Energie, Billigimporte aus China und eine mögliche Euro-Aufwertung stützen den disinflationären Trend. Daher legt die EZB derzeit geldpolitisch eine Pause ein. Für deutsche Bundesanleihen bedeutet dies ein begrenztes Renditepotenzial: Zehnjährige Bunds rentieren aktuell bei 2,7 Prozent, doch die öffentliche Hand wird sich viel Geld gerade durch Langläufer leihen, was für einen weiteren Anstieg der Zinskurve spricht. „Wie in den USA erscheinen Kurzläufer sowie der mittlere Bereich daher attraktiver als lange Laufzeiten“, so Fischer.

Im Bereich europäischer Unternehmensanleihen zeigt sich die solide fundamentale Verfassung der Unternehmen in den ebenfalls sehr niedrigen Zinsaufschlägen. Allerdings sind Hochzins-Papiere in Europa mit Renditen um 5,4 Prozent attraktiver als Investment-Grade-Titel, die mit durchschnittlich 3,1 Prozent Coupon kaum über Staatsanleihen liegen. „Daher sehen wir bei High Yields das bessere Chancen-Risiko-Verhältnis“, sagt Fischer. Dabei sollte allerdings auf die Qualität der Emittenten geachtet werden: „Hohe Renditen gibt es nie umsonst“, so Fischer.

Für zunehmend attraktiv hält Fischer darüber hinaus Schwellenländeranleihen in Lokalwährung. Gründe sind neben den überzeugenden Realrenditen die vielfach soliden Fundamentaldaten, der Spielraum für Zinssenkungen in den entsprechenden Ländern sowie die jüngste Dollar-Schwäche. Länder wie Brasilien oder Mexiko bieten Chancen auf reale Erträge und zusätzliche Währungsgewinne. Dennoch bleibt die Assetklasse sensibel gegenüber Entwicklungen am US-Staatsanleihenmarkt: Steigende Anleihen-Renditen können die Kapitalflüsse belasten und die Finanzierungskosten für Emittenten erhöhen. „Ein aktives Risikomanagement ist daher unabdingbar“, sagt Fischer.

Fischers Fazit: „Das Niedrigzinsumfeld in Europa und die geldpolitische Lockerung in den USA eröffnen selektive Gelegenheiten.“ In den USA empfehlen sich Engagements im kurzen und mittleren Laufzeitenbereich sowie ausgewählte High-Yield-Positionen. In der Eurozone sind Strategien entlang der Kurvenversteilung und selektive Investments in Hochzins-Titel interessant. Schwellenländeranleihen bieten zusätzliche Diversifikationschancen: „Sie erfordern jedoch hohe Aufmerksamkeit für Zins- und Währungsrisiken“, mahnt Fischer.

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