Sutor Bank: Die Bank of England und die Inflation

Die britische Regierung hat gerade sehr deutlich gezeigt, wohin schlechte Entscheidungen führen. Nach der Ankündigung von Steuersenkungen auf Pump musste die Notenbank stützend eingreifen, um noch Schlimmeres zu verhindern. „Der Kampf gegen die Inflation blieb dabei auf der Strecke“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking der Sutor Bank. „Die Bank of England hat gesehen, dass sie sich zwischen der Inflationsbekämpfung und der Beruhigung der Finanzmärkte entscheiden muss.“  Diese Erkenntnis kostete die Notenbank Reputation, einen Finanzminister seinen Job und Anleger viel Geld.

„Das Zurückrudern der Regierung ist insofern eine gute Nachricht, als dass andere Notenbanken angesichts des britischen Desasters nicht auf die Idee kommen werden, es der Bank of England gleichzutun“, so Beil. Es besteht ein Zielkonflikt zwischen der Bekämpfung der Inflation und dem Wunsch, den Finanzmärkten einen ewigen Frühling zu bescheren. „Dieser Konflikt ist nicht mit den Mitteln der Notenbanken aufzulösen“, sagt Beil. „Insofern werden die Märkte noch lange sehr volatil bleiben.“

Die Konzentration auf die Bekämpfung der Inflation drückt die Kurse genauso ins Minus wie die Angst vor einer aus zu hohen Zinsen folgenden Rezession. Die hektischen Politikwechsel der britischen Regierung zeigen, dass die Lage als ernst eingeschätzt wurde. „Die neue britische Premierministerin Liz Truss hatte versucht, auf Biegen und Brechen eine wirtschaftspolitische Agenda durchzudrücken, die schlichtweg nicht in diese Zeit passen konnte“, sagt Beil. „Zu anderen Zeiten hätten die Märkte das gefeiert.“

Steuersenkungen auf Pump keine Problemlösung

Hier dagegen erkannten die Märkte sehr schnell, dass Steuersenkungen auf Pump gepaart mit einem großzügig bemessenen Energiepreisdeckel für die Briten keine seriöse Antwort auf die Probleme darstellten. Anleihen wie Aktien gerieten unter Verkaufsdruck, die Kurse brachen ein. „Damit war das Gegenteil dessen erreicht worden, was sich die Regierung gewünscht hatte“, so Beil.

Gleichzeitig wurde klar, dass die Bank of England kaum noch über die Werkzeuge verfügt, die Märkte zu beruhigen. Denn anders als in den Krisen der vergangenen Jahrzehnte gab es keine Chance auf ein „Whatever it takes“, den Einsatz unbegrenzter Mittel. „Die Kluft zwischen den großen Zielen ist zu groß“, sagt Beil. „Die britische Notenbank ist jetzt beschädigt.“ Und damit wächst die Gefahr, dass auch andere Notenbanken bei einer Verschärfung der Krisen nicht mehr voll handlungsfähig sind.

„Die Bank of England war die erste Notenbank, die im Zielkonflikt aus Inflationsbekämpfung und Finanzmarktstabilisierung kapitulieren musste“, so Beil. „Wenn die Fed oder die EZB vor der Entscheidung im Zielkonflikt stehen, wird es wesentlich schwieriger.“ Für die Märkte bedeutet das eine wahrscheinliche weitere Zunahme der Volatilität. „Anleger sollten sich insofern krisenfester aufstellen“, so Beil.